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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0134
Quirin Moscherosch als Poet am Hof in Rheinbischofsheim
Walter E. Schäfer

Nach dem Urteil der Nachwelt und der Wissenschaft muß Quirin Moscherosch
(1623—1675), der Pfarrer von Bodersweier, weit hinter seinen zweiundzwanzig
Jahre älteren Bruder Johann Michael Moscherosch (1601—1669), den Erfolgsschriftsteller
des 17. Jahrhunderts, zurücktreten. Das gilt sowohl für den literarischen
Ruhm, den sie sich erworben haben, wie für die soziale Stellung, die
sie erreichten. Johann Michaels literarisches Werk war breit angelegt und über
das deutsche Reich hinaus bekannt. Es umfaßte lateinische Epigramme ebenso
wie deutschsprachige Bücher zur Hausandacht und Kindererziehung, vor
allem aber die Satiren, die „Wunderliche und wahrhaftige Gesichte Philan-
ders von Sittewalt", die den größten Erfolg hatten und mit denen er zu einem
der angesehensten deutschen Literaten seiner Zeit wurde. Dagegen erscheint
Quirins Werk schmal im Umfang und arm in den Ausdrucksformen. Er, der
Pfarrer, scheint sich auf Hochzeits- und Leichengedichte beschränkt zu
haben1.

Dem älteren Moscherosch gelang der Aufstieg zu den höchsten Verwaltungsämtern
, die ein Staatsdiener — dem der juristische Doktorgrad fehlte — überhaupt
erreichen konnte, zum Sekretär des Polizeigerichts in Straßburg, zum
Vorsitzenden des Hofrats in der Grafschaft Hanau-Münzenberg (1656—1660).
Quirin Moscherosch dagegen blieb auf Dorfpfarreien in der Grafschaft
Hanau-Lichtenberg hängen.

Ein Überblick über Quirins Leben bestärkt diese Einschätzung: Er wurde im
Dezember 1623 in Willstätt geboren. Seine Schulzeit und Ausbildung muß in
den Jahren des Kriegs, der schon Mitte der zwanziger Jahre, mehr noch nach
dem Einfall der Schweden in das Reich 1630 auch den Oberrhein erreichte,
stark beeinträchtigt gewesen sein. So wundert es nicht, wenn wir den Neunzehnjährigen
1642 als Stipendiaten am Collegium Wilhelmitanum in Straßburg
wiederfinden. Seine Familie war dorthin geflohen, der Vater Michael zu
diesem Zeitpunkt allerdings schon tot. 1645 wird Quirin an der Straßburger
Universität immatrikuliert, jetzt wohl schon für die höheren Studien in der
theologischen Fakultät. Es gibt Anzeichen dafür, daß Johann Michael, der
Bruder, zu dieser Zeit Sekretär des schwedischen Residenten in Benfeld
(Unterelsaß), ihn tatkräftig materiell und ideell unterstützt hat. Jedenfalls
konnte Quirin sein Studium erstaunlich schnell beenden. Wir finden ihn schon
1648, fünfundzwanzigjährig, als bestellten Pfarrer der Grafen von Hanau-
Lichtenberg in Offendorf auf der linken Rheinseite. Die Landesherrn brauch-

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