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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0135
ten eine junge Generation von Pfarrern, die unter dürftigen Umständen (manche
lebten in einer Holzhütte statt in einem Pfarrhaus) den Wiederaufbau der
Kirchen und Schulen betrieben. Eine junge Nürnbergerin, Susanna Hübner,
die Quirin im Dezember 1649 heiratete, packte in Offendorf mit zu. Über die
sieben Amtsjahre dort ist wenig bekannt.

Am Palmsonntag 1655 jedenfalls konnte er die stattliche Pfarrei Bodersweier
in der Nähe von Kehl übernehmen. Von nun an begegnen wir ihm bei fast
allen Festlichkeiten in der Grafschaft als Gratulant in Versen oder als Prediger,
bei der Einweihung neuer Kirchen (1657 in Willstätt, 1658 in Lichtenau) oder
Feierlichkeiten am Hof in Rheinbischofsheim. Die späte Zeit in Bodersweier,
wo er zwanzig Jahre waltete, brachte ihm gewissen literarischen Ruhm über
die engere Heimat hinaus. Seine Festtags- und Trauergedichte wurden vom
Vorsitzenden der Nürnberger Sprachgesellschaft, von Sigmund von Birken, so
geschätzt, daß er ihn 1673 in den Pegnesischen Blumenorden aufnahm, wie
sich diese Gesellschaft nach der Pegnitz, die Nürnberg umfließt, nannte. Doch
die Ermunterung, die Quirin dadurch erfuhr, seine neuen Aktivitäten — er
reiste mindestens einmal (um 1668) nach Nürnberg — brachen jäh ab, als die
kriegerischen Aktionen Ludwigs XIV. die Ortenau überzogen. Quirin ist im
April 1675 in Straßburg beerdigt worden, nur etwa sechs Jahre nach seinem so
viel älteren Bruder, der gleichfalls in der Fremde, in Worms, 1669 zur Erde gebettet
worden war.

So wenig das Lebenswerk Quirins mit dem seines Bruders verglichen werden
kann, so ist doch das Urteil über ihn zumindest in zwei Punkten zu korrigieren
. Zum einen ist seine literarische Hinterlassenschaft nicht so einförmig, wie
es bisher schien. Nachforschungen in abgelegenen Bibliotheken fördern
immer wieder Unbekanntes aus seiner Feder zutage und nicht nur Gedichte zu
Festen. In der Stadtbibliothek in Kolmar fand ich einen bislang unbekannten
stattlichen Band von Huldigungsgedichten in Latein an Grafen und Grafensöhne
des hanauischen Gesamthauses unter dem Titel: Fasciculus anagram-
matum Hanoicorum . . . Augsburg 16692." Er kommt zu der von Hans-Rüdiger
Fluck aufgefundenen Sammlung höfisch-repräsentativer Gedichte hinzu, die
unter dem Titel: Hanauische Lob- Lied- Lust- Lehr- und Leidgedichte, Straßburg
1668, steht. Beide Bände zeigen Quirin in einer Weise tätig, die über die
Sphäre eines Dorfpfarrers hinausreicht. Um es gleich vorweg zu nehmen: Der
jüngere Moscherosch nahm in den Jahren zwischen etwa 1657 bis zu seinem
Tod 1675 in der kleinen Herrschaft, die zu dieser Zeit nur aus den beiden
Ämtern Lichtenau und Willstätt bestand, die Aufgaben eines Landes- und
Hofpoeten wahr.

Schon die Ausstattung der beiden in Straßburg und Augsburg gedruckten
Bände übersteigt bei weitem das, was von einem dichtenden Pfarrer zu erwarten
und seinem Stand gemäß ist. Dem Band von 1668 geht ein in Kupfer gestochenes
Porträt des Landesherrn voran, des zu dieser Zeit schon verstorbenen Gra-

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