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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0137
fen Johann Reinhard II. (1628—1666). Ihm folgt ein pompöses Titelblatt mit
Wappenschilden und Schildhaltern, mit den Figuren der Fama (des Ruhms)
und der Minerva (des Fleißes) und weiteren bedeutungsvollen Details. Der
Band kann, so wie er vor uns liegt, sich nicht allein der Initiative von Quirin
Moscherosch verdanken. Er muß vom regierenden Haus veranlaßt und sein
Druck wohl von der Hofkammer finanziert worden sein. Tatsächlich findet
sich im Widmungsgedicht Moscheroschs an die Witwe des Grafen Johann
Reinhard IL, eine geborene Pfalzgräfin bei Rhein, der Hinweis, daß der
Prachtband auf ihr Betreiben zum Druck kam:

„Ihr / hohe Fürstin! Ihr / seid die / die mich getrieben /
Durch einen sondern Trieb / zu geben an das Licht /
Was vor Graf Reinhards Tod (o Tod der Hertzen bricht!)
Ich willens schon gewest3."

Dem entspricht, daß Quirin in dem Buch alle Gedichte zusammenfaßte, die er
zum Lobpreis der regierenden Dynastie seit dem Kriegsende 1648 verfaßt hatte.
Wir können auf die Feieroden und Sonette zu Namenstagen und Geburtstagen
, auf die gereimten Hochzeitsglückwünschungen, Neujahrsgratulationen
und Festhymnen nicht eingehen. Nur soviel: sie zeigen den Pfarrer von
Bodersweier in Funktionen am Hof der kleinen Herrschaft in Rheinbischofsheim
, welche die Pflichten seines Pfarramts weit übersteigen. Er tritt da etwa
als Verfasser einer Festkomödie hervor, die 1659 bei der Vermählung des
schon genannten Grafen Johann Reinhard II. von dem gräflichen Hofmeister,
drei Violonisten und einem Schauspieler als Sprecher vorgestellt worden ist.
Für den dabei erwünschten Theaterdonner sorgten das grobe Geschütz des
Grafen und die mehrfachen Salven der gräflichen Reiterei und der Leibkompanie
zu Fuß. Schon möglich, daß Quirin das Festspiel nicht nur gedichtet,
vielmehr auch in der Rolle des ,Comoedus' auf der Bühne die Huldigung des
Ländchens an den Grafen vorgetragen hat:

Liebes Hanau mach jetzunder
Dich in deinen Grentzen munder
All dein Wünschen / Flehen /
Ist nach Wunsch geschehen.
Graff Reinhardt

des Dichters, der die Taten seines Landesherrn preist: ..Factaperacta carmine vivunt" (zwischen
den beiden Wappenschilden oben). Die übrigen Zeichen in den vier Wappenschilden oben und
unten sind Variationen des Familien wappens der Moscherosch, wie sie in gleicher Weise zum Beispiel
auf dem Titelblatt der Epigrammsammlung von Johann Michael Moscherosch wiederkehren
: Centuria Prima [Sexta] Epigrammatum. Frankfurt 1665. Es sind dies das sogenannte , Tatzenkreuz
', das aus einem achtzackigen Stern und dem Kreuzeszeichen kombiniert ist, der Gitterhelm
, die strahlende Sonne, die Rose, welche die Familie mit dem Stadtwappen von Hagenau
gemeinsam hat. Nur der Olivenkranz, welcher die Sonne umschließt, scheint ein zusätzliches Element
zu sein, das Quirin sich zulegte.

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