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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0140
1660, kaum mehr als fünftausend Einwohner hatten. So kann es nicht verwundern
, daß später die Witwe Johann Reinhards nach seinem Tode 1666 eine
Generalüberprüfung der Steuern und Finanzen vornehmen ließ und dabei zu
dem Ergebnis kam, daß die Herrschaft hoch verschuldet war. Sie mußte daraufhin
den Etat bescheidener auslegen. Sie entließ zahlreiche Hofdiener und
schaffte die stehende Truppe ab.

Unter dem energischen, zielstrebigen und auf Prestige bedachten Regiment
des Grafen Johann Reinhard II. hatte Quirin Moscherosch am häufigsten
Gelegenheit, mit Gedichten zu Festlichkeiten in Rheinbischofsheim oder auch
in Buchsweiler, wo der Bruder Johann Philipp regierte, den Ruhm des gräflich
hanauischen Hauses zu erhöhen. Doch auch noch in der Zeit der vormundschaftlichen
Regierung der Witwe Anna Magdalena, geborener Pfalzgräfin
bei Rhein, zwischen 1666 und 1688 ergaben sich Gelegenheiten für Moscherosch
, öffentlich dem regierenden Haus Dienste zu erweisen. So noch im Jahr
1671, als der Hof in Rheinbischofsheim sich zu Begräbnisfeierlichkeiten versammelte
. Die Hofmeisterin von Anna Magdalena war gestorben, eine adlige
Dame aus altem Straßburger Geschlecht, Sophia Sibylla Hüffel, eine geborene
Zorn von Bulach. Die Verstorbene war für die Hofhaltung in dem zum Herrensitz
ausgebauten Anwesen in Rheinbischofsheim verantwortlich gewesen.
Ihr Gatte, der sie überlebte — sie war im Alter von 57 Jahren gestorben — bekleidete
den höchsten Rang in der Verwaltung des Landes. Philipp Jacob Hüffel
(gest. 1672) war nämlich Oberamtmann beider Ämter Lichtenau und Will-
stätt mit den zugehörigen Dörfern, er war Hofmeister und nahm zugleich die
Funktionen des Oberforstmeisters und Jägermeisters wahr, jene Tätigkeiten,
die nach den Wertvorstellungen des Adels das höchste Prestige hatten6. Die
Trauerfeiern in Rheinbischofsheim mußten dem sozialen Rang der Verstorbenen
und dem des Witwers gerecht werden, auch unter dem sparsameren Regiment
der Gräfin Anna Magdalena. Die Spitzen der Verwaltung in Buchsweiler
, der zweiten hanauischen Residenz am Oberrhein, kamen über den Fluß,
der dortige Superintendent Günther Heiler (1645—1707), der die Kirchenaufsicht
in beiden Grafschaften rechts und links des Rheins führte, auch andere
Mitglieder des Konsistoriums der lutherischen Kirche in Buchsweiler. Auch
wenn es in der gedruckten Leichenschrift für die verstorbene Frau Hüffel
nicht ausdrücklich bezeugt ist, darf man annehmen, daß der Oberamtmann in
Buchsweiler, David von Kirchheim, zum Begräbnis nach Rheinbischofsheim
kam. Die Begegnung mit Quirin Moscherosch bei dieser Gelegenheit dürfte
peinlich gewesen sein. Von Kirchheim hatte die letzten Lebensjahre des Bruders
Johann Michael Moscherosch durch endlose juristische Streitigkeiten
vergällt. Allerdings war Johann Michael seit mehr als zwei Jahren tot.

Die Leichenpredigt für die verstorbene Hofmeisterin hielt der damalige Pfarrer
von Rheinbischofsheim Joachim Westphal (1635—1688)7. Die sogenannte
Leichabdankung, also die Würdigung der Verstorbenen, ihres christlichen

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