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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0141
Lebenswandels und ihrer Tätigkeit für Land und Leute war dem Straßburger
Magister Johann Schmidt übertragen worden, wohl weil dieser der Familie
besonders nahe stand. Bei solennen Begräbnissen von Angehörigen des Hofes
war es üblich, daß alle Pfarrer der Grafschaft, etwa fünfzig an der Zahl, zusammentraten
, um der verstorbenen Persönlichkeit das letzte Geleit zu geben.
Es wird 1671 nicht anders gewesen sein, jedenfalls darf man dies aus der großen
Zahl von Trauergedichten schließen, die Pfarrer des Landes zu Ehren der
Verstorbenen verfaßten.

Als Erinnerung an dieses Begräbnis hat sich nämlich eine umfängliche Druckschrift
erhalten, in der Leichenpredigt und Lebenslauf der Frau Hüffel (von
Joachim Westphal), Leichabdankung (von Magister Johann Schmidt) und
vierzehn Leichengedichte (Epicedia) von verschiedenen Verfassern auf achtzig
Seiten zusammengefaßt sind.8 Wie immer in solchen Sammlungen von Trauergedichten
bildet die Reihenfolge, in der sie in die Druckschrift eingerückt wurden
, auch ihr jeweiliger Umfang, die soziale Hierarchie der Trauergemeinde
ab. Man darf also Rückschlüsse auf den sozialen Rang ihrer Verfasser ziehen.
Um es vorweg zu nehmen: die Gedichte von Quirin Moscherosch fallen durch
ihre Lozierung, dann aber auch durch ihren Umfang und nicht zuletzt durch
ihren poetischen Anspruch auf. Prüfen wir die Reihenfolge: Unter den Autoren
von Trauergedichten bekam der amtierende Rektor der Straßburger Universität
, der Rechtsprofessor Johannes Rebhahn (1604—1689), für seine lateinischen
Hexameterverse den ersten Rang zugewiesen. Es folgte der nach dem
Witwer Hüffel ranghöchste Verwaltungsbeamte der Grafschaft, der Rat im
Regierungskollegium Johann Ernst Varnbühler, mit Alexandrinerversen in
deutscher Sprache. Danach kam der Superintendent Heiler aus Buchsweiler,
wie der Straßburger Universitätsrektor im gemessenen Gang lateinischer
Hexameter. Aber nun folgte, als vierter in der Reihe, Quirin Moscherosch, der
Pfarrer von Bodersweier — als solcher unterzeichnet er — gleich mit drei
Trauergedichten. Er brachte ein Gedicht mit fünfzehn Strophen in deutscher
Sprache ein, danach lateinische Distichen und schließlich ein Figurengedicht
in deutscher Sprache, als Grabinschrift gestaltet, das einzige Figurengedicht in
dieser Sammlung. Im ganzen beanspruchte er sechs Seiten, mehr als jeder andere
Beiträger. Nach ihm folgten die anderen Pfarrer des Landes, von denen
einige durchaus den Platz vor ihm hätten beanspruchen dürfen. Denn die
Pfarrämter an den Amtssitzen Lichtenau und Willstätt, auch das Pfarramt in
der Residenz Rheinbischofsheim, sie hatten höheren Rang und waren besser
besoldet als die Pfarrei in Bodersweier, auf der Quirin Moscherosch saß9. So
hätte Johann Grunelius (1639—1675), der seit 1666 Pfarrer in Willstätt war,
mit seinen Alexandrinerversen in deutscher Sprache eigentlich vor Quirin
Moscherosch stehen müssen. (Der Pfarrer von Lichtenau und Rheinbischofsheim
Joachim Westphal ist durch kein Gedicht vertreten, er hatte die „Leichabdankung
" zu halten). Auch war es nicht selbstverständlich, daß die mit
ihren Gedichten nachfolgenden Pfarrer, nämlich Johann Nikolaus Schweitzer

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