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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0143
7.

Auch Ewern Adelichen Kindern
Ist aller Augen-Lust dahin;
Sie wissen / Ihre Traur zu mindern /
Schier nicht zu fassen Ihren Sinn:
Bestürzt schaut eins das ander' an /
Und folgen gern der Mutter Bahn.

8.

Selbst Unsre Fürstin steht vor allen
Erstarrt / mit Ihrer Wayßlein Schahr /
Weil Ihrem Hoff der Arm entfallen /
Auff den Sie sich gelehnet gar:
Jetzt wird das alte Leid Ihr neu /
Weil Sie beraubt der alten Treu.

10.

Jedoch / wer kan deß Himmels schikken /
Wer kan deß Höchsten Rath und Schluß
Nur umb ein halbe Stund verrükken /
Durch den gehäufften Zähren-Fluß?
Durch allzu grosse Traurigkeit
Wird keiner von dem Todt befreyt.

11.

Lasst demnach Euer Trauren fahren
Stillt den schmertzhaften Kummer-Geist /
Herr Ober-Ambtmann! was den Jahren

Der Liebsten hie der Tod abreist /
Wird in der Ewigkeit ersetzt /
Wol dem / der nur hie seelig letzt /

12.

Die Sonne tritt jetzt in die Wage /
Das Schauer-Wetter kommt herbey;
Die Nächte gleichen nun dem Tage /
Die Bäume werden Blätter frey /
Und fällt derselben reiffe Frucht /
Die mancher mit belusten sucht.13

13.

Wem ist der Mensch doch baß zugleichen /
Als Obst / und Laube / das abfällt?
Die rauhe Winde / die jetzt streichen /
Der Engel / der die Schnellwag hält /
die können leichtlich Tag und Nacht
Gleich machen / ders heut nicht gedacht!

14.

Recht gleich / wan wir hie Christlich leben /

Und seelig darauff trükken ab;

So wird uns Gott / wie Obst / auffheben /

Gleich als im Keller / in dem Grab:

Und dermal einst auff seinem Tisch

Auftragen lassen / noch so frisch.

15.

So tröstet Euch mit diesen Worten
Herr Ober-Ambtmann! sprecht im Leid:
Gott gibt! Gott nimmt! wie Hiob dorten /
So mir. Sein Nam gebenedeyt
Muß bleiben / der nichts böses lässt
Geschehn / draus Er nicht bringt das best.
Psalm 37. vers. 5.
Er VVIrDs Wol MaChen.

aus Christschuldigem Mitleiden unterthänigst aufgesetzt von
Quirino Moscherosch.
Pfarrern zu Bottersweyr"

Von diesen eingängigen Strophen, deren Beispiele, Jonas, Hiob, aus dem
Grundbestand lutherischer Bibelkenntnis genommen sind und deren Vergleiche
, Obst und Herbstwetter, die ländliche Lebenswelt evozieren, heben sich
die beiden folgenden Gedichte Moscheroschs ab. Das lateinische Gedicht in
Distichen, das wir aus Raumgründen hier nicht wiedergeben, legt es darauf
an, die Akademiker der Trauergemeinde durch artistisches Spiel mit Klängen

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