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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0147
Die Pfarrkirche St. Michael in Appenweier und
ihre Restaurierung

Wolfgang Stopfet

1. Die Kirche und ihre Meister

In kaum einer anderen Zeit sind in der Ortenau so viele neue Kirchen errichtet
worden als um die Mitte des 18. Jahrhunderts.

Seit dem Beginn des 30jährigen Krieges bis zum Frieden von Rastatt, der 1714
den Spanischen Erbfolgekrieg beendete, war das Oberrheingebiet fast ununterbrochen
Kriegsschauplatz oder Durchmarschgebiet fremder Armeen, die
sich aus dem Land versorgten. Kaum ein Dorf oder eine Stadt waren unzer-
stört geblieben. Der Markgraf von Baden-Baden konnte gegen Ende des 17.
Jahrhunderts den ganzen in der Rheinebene liegenden Teil seiner Markgrafschaft
mit einem Zaun umgeben und als Jagdgebiet nutzen: Es war kein Dorf
mehr intakt, die Landwirtschaft ruiniert.

In der ganzen Ortenau blieb nach dem Kriegsjahrhundert kaum eine gotische
Kirche erhalten. Nur die festen Kirchtürme hatten überlebt, die Schiffe waren
abgebrannt, ohne Dach oder notdürftig geflickt. Mit Notizen über die völlige
Baufälligkeit oder Zerstörung der alten Kirche beginnen die Baugeschichten
von Dutzenden barocker Neubauten in unserem Gebiet.

Aber die Erholung kam offenbar erstaunlich schnell. Die lebhafte Bautätigkeit
wurde auch durch erneute Kriegshandlungen und Truppendurchmärsche
im Verlauf des Polnischen Erbfolgekrieges und des Österreichischen Erbfolgekrieges
in den dreißiger und vierziger Jahren nicht mehr nachhaltig unterbrochen
. In Riegel ging im Jahre 1744 der Neubau der Pfarrkirche weiter, obwohl
nur einen Tagemarsch entfernt die Kanonen der Belagerung von Freiburg
donnerten. In ganz Europa setzte um 1730 eine dreißig Jahre anhaltende Periode
wirtschaftlicher Prosperität ein, gefördert durch eine Reihe von guten
Erntejahren.

Einheimische Kunsthandwerker und Architekten gab es am Oberrhein kaum
noch. Die Baukonjunktur lockte fremde Kräfte an. Vorarlberger Baumeister
errichteten die Stiftskirche in Waldkirch, die neuen Kirchtürme in Gengenbach
und Offenburg und die großen Klosterbauten in Tennenbach und
Schwarzach. Der Baumeister des Deutschen Ordens, J. K. Bagnato, begann
1738 in Merdingen in der Nähe Freiburgs einen Kirchenbau, der vielleicht dem
aus dem Allgäu nach Kenzingen zugewanderten Franz Rudhart als ein Vorbild
für seine Kirchen diente. Seine eleganten, auf das Ortsbild bezogenen Sakralbauten
mit Frontturm und gerundeten Ecken stehen in Riegel (1743—45),

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