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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0167
ster unbeschädigt, während sonst, nach 20 Tagen dauernden Plünderungen,
die ganze Stadt in Asche fiel, mit Ausnahme zweier Häuser in der Kesselstraße.
Schon während der Plünderung „haben die armen Bürger, nicht wissend, was
in der gleichen Exekution zu thun, ganz konsternierter ihr einziges Vertrauen
und Zuflucht zu ihren Herren P. P. Kapuziner genommen, all ihr bestes Vermögen
dahin salviert (gerettet), welches ... in fleißigste und sicherste Deposi-
tion und Verwahrung genommen"20. Durch „fußfällige demütige Bitt" erwirkten
die Kapuziner vom Herzog von Duras ferner die Erlaubnis, daß sich
Bürger und Frauen aus der Stadt entfernen durften: „Da haben die Herren
P. P. Kapuziner die arme verschmachtete und in todesängsten geweste Frauen,
Töchter und Kinder in großer Anzahl sammt jeniger Besten, was sie tragen
können, außer der Stadt und durch die französische ringsum kampierende
Armee mit Darsetzung ihrer selbst eigenen Person sicher durchgeführt und in
salvum (Sicherheit) gebracht"21.

Als das Sengen und Brennen begann, öffneten die Mönche ihr Kloster, um die
armen und verzweifelten Bürger, ohne Unterschied, Mann und Weib, reich
und arm, gastlich aufzunehmen und längere Zeit mit Speise und Trank zu versehen
, „daß sowohl alle Zellen, Kreuzgäng, Garten, ja die Kirche selbst voll
der armen Leute viel Zeitlang gelegen, . . . neben diesem noch alle Böden,
Bühnenzimmer, ja die Kirche selbst mit unzählbaren Früchten beladen, und in
Summa mit Wein, Früchten und anderen Mobilien gleichsam als ein Speicher
angefüllt"22. Nach dieser Katastrophe waren die Kapuziner auch längere Zeit
die einzigen Seelsorger in der Stadt und spendeten den Kranken und Bedrängten
die Sakramente. Ihre Kirche, die den Stadtbrand überdauert hatte, diente
als Pfarrkirche.

Die Chronik berichtet von weiteren Bereichen seelsorgerischer Tätigkeit. So
finden wir die Mönche beispielsweise 1675 auf dem Schlachtfeld von Sasbach
(dort fiel der Marschall Turenne) im Einsatz, wo sie den Verwundeten und
Sterbenden beistanden. Neben der Seelsorge sind bei uns auch andere Tätigkeiten
der Kapuziner nachweisbar. Zwei möchten wir erwähnen: Die Wiederherstellung
der im Krieg schwer beschädigten Wallfahrtskapelle „Maria
Schnee" (zwischen Offenburg und Zell-Weierbach) und die Versehung von
Brandschutzaufgaben. Die Versehung von Brandschutzaufgaben ist leider nur
durch Indizien nachzuweisen, da die Quellenbasis durch den Schwund in früheren
Jahrzehnten im Ritterhausmuseum dünn geworden ist. Aus einem Artikel
der Offenburger Zeitung vom 10. 12. 1927 können wird entnehmen, daß
in den 20er Jahren dort eine Feuerspritze aus dem Kapuzinerkloster zu sehen
war. Dies führt uns zum Schluß, daß die Kapuziner auch als Feuerwehrleute
gewirkt haben mußten. Es ist auch bekannt, daß in Frankreich die Kapuziner
Feuerwehrdienste leisteten. Dort gibt es heute noch ein Sprichwort, womit
man etwas Unmögliches bezeichnet, nämlich „vor den Kapuzinern am Brandplatze
ankommen zu wollen!" Wenn wir bedenken, wie nahe Frankreich lag
und uns vor Augen führen, daß Offenburg in kirchlicher Beziehung eng mit

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