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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0211
wenigen Stimmen versehen, wie schon zuvor alle Hoffnung aufgeben, sich an
der Abstimmung zwecks Ernennung eines Lahrer Abgeordneten zur II. badischen
Kammer beteiligen zu können.

Sein Versuch einer Einflußnahme im lokalen Bereich durch Einstieg in die
Gemeindepolitik verläuft gleichfalls erfolglos. Nur einmal, im Oktober 1833,
wird er in die III. Klasse des Großen Bürgerausschusses gewählt7. Dieser
Sprung gelingt ihm nie wieder, obwohl er sich bis 1848 bei jeder anstehenden
Wahl erneut aufstellen läßt und all die Jahre hindurch auf eine treue Stammwählerschaft
zählen kann. Das Verbot des „Schutterboten" könnte auch in
diesem versuchten Einstieg in die Gemeindepolitik seine Ursache haben. Rost
geriet durch seine Parteinahme und Agitation für einen demokratischen Liberalismus
vielleicht in Opposition zu dem der konservativen Richtung zuneigenden
Lahrer Abgeordneten Daniel Völcker8. Dieser hat, bedingt durch seine
einflußreiche wirtschaftliche und politische Stellung, in jenen Jahren um 1833
ständigen Druck in vielfältigster Weise auf die öffentlichen Organe der Stadt
ausgeübt, um sie seinen Interessen zu beugen. Rost könnte in diesem Zusammenhang
durch seine freie Meinungsäußerung und politische Gegnerschaft
mit Völcker zusammengestoßen sein, wobei letzterer dann gegen ihn das Verbot
einer weiteren Herausgabe des „Schutterboten" erwirkte.

Das Scheitern in der Landes- und Lokalpolitik mag Rost auf sein ursprüngliches
Wirkungsfeld zurückverwiesen haben, so daß er sich 1848 wieder auf den
Journalismus und die Publizistik besann. Auch war die Zeit für ein freies
Wort jetzt ungleich günstiger als in den Vormärzjahren. Rost gab deshalb vielleicht
, angespornt womöglich durch die Wiener Unruhen, am 18. März 1848
sein Probeblatt des neuen „Schutterboten" heraus. Kurz darauf erschien die
Zeitung dann regelmäßig bis zu seiner Flucht aus Lahr Ende September 1848.

Die Herausgabe des noch freisinniger denn 1833 tönenden Blattes hat aber die
Verbitterung über die langjährige politische Erfolglosigkeit nicht gemildert.
Der stets allem Neuen9 gegenüber aufgeschlossene Rost geriet in revolutionäres
Fahrwasser. Wir finden ihn in der Nacht zum 23. September 1848 in jener
Gruppe von Revolutionären, die im Gasthaus „Salmen" in Friesenheim die
Zerstörung der Bahnlinie nach Süden beschlossen, um den Transport regulärer
Truppen nach dem Schweizer Grenzgebiet zu unterbinden10. Wie gegen
alle anderen erkannten und identifizierten Verschwörer, so erging auch gegen
Rost der Haftbefehl. Er entzog sich jedoch der Inhaftierung durch rasche
Flucht nach dem nahen Straßburg. Dort wohnte der Witwer nun — seine Frau
war bereits vor einigen Jahren gestorben —, bis zu seiner (vorübergehenden)
Verhaftung durch die französische Polizei am 14. Mai 1850" am Platz bei der
Kathedrale wohl in einer kleinen Herberge12. Von Straßburg aus begab er sich
dann noch im Jahre 1850 nach Metz13, wo sich seine Spur verliert. Nach Lahr
ist er nie wieder zurückgekehrt, und allem Anschein nach ist er in die Vereinig-

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