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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0226
„fest davon überzeugt, daß die Kuh verhext sei. Die Hexe war auch bald gefunden
; es war die Nachbarsfrau, die Sigge-Müllern, die über die Mauer herübergucken
konnte und mit ihrem bösen Blick die Kuh verhext hatte." Um
dem Übel abzuhelfen, wurde der Hexenbanner von Rammersweier geholt,
dessen Zauber aber nur wirksam war, wenn er durch keinen Laut unterbrochen
wurde. Daß ihn die heimkehrenden Schüler mit einem ungeheueren Gelächter
boshaft verdarben, versteht sich fast von selbst. Aberglaube war aber
auch in der eigenen Familie Hörths zu Hause. Als er nach den ersten Weihnachtsferien
im elterlichen Hause wieder nach Offenburg zurückkehrte, fühlte
er sich so weltfremd und verlassen, daß er manchmal bitterlich vor Heimweh
weinte. Er war dann schon glücklich, wenn von Achern ein Postpaket eintraf:
„Einmal bekam ich Küchle geschickt, die ich mit dem größten Appetit verzehrte
. Erst viel später hat mir die Mutter gestanden, daß sie ,Stubenfegete',
d.h. Kehricht aus der heimatlichen Wohnstube, in die Küchle hineingebacken
hatte, was nach altem Volksglauben ein unfehlbares Mittel ist, einem der in
der Fremde ist, das Heimweh zu vertreiben. Ich kann nicht feststellen, ob das
Mittel bei mir geholfen hat; tatsächlich in dem Maße, als ich in die neuen Verhältnisse
mich einlebte, milderte sich mein Heimweh."

Auf dem Offenburger Gymnasium wurde den Schülern nichts geschenkt,
doch Hörth machte das Lernen Freude. Schon bei der Aufnahme hatte er unter
36 Schülern den besten lateinischen Aufsatz geschrieben und sich damit
den ersten Platz verschafft, den er bis zum Verlassen des Gymnasiums beibehielt
. Seinerzeit wurden die sieben Klassen von unten an gezählt: Prima, Sekunda
, Tertia, Unter- und Oberquarta, Unter- und Oberquinta. „Wer weiter
studieren wollte, der mußte die Unter- und Obersexta auf einem Lyzeum, also
in Freiburg, Rastatt oder Karlsruhe usw. absolvieren. Damals hatte das Offenburger
Gymnasium etwa anderthalb hundert Studenten. Am zahlreichsten
waren die Klassen Tertia und Unterquarta; da saßen massenhaft die künftigen
Theologen. Aber gar mancher von ihnen wurde geprüft und zu leicht befunden
. Beim Studium fremder Sprachen und bei der Mathematik war eben mit
Beten und Frommsein allein nicht viel einzufangen. Auch nahmen es die Professoren
in Oberquarta und Unterquinta vielleicht absichtlich etwas streng,
um den Weizen von der Streu zu sondern. Im Jahrgang vor mir blieb in der
Oberquarta fast die Hälfte sitzen, einige gingen ab, und so bestand die neue
Unterquinta nur aus 5 Schülern, zu denen in der Oberquinta noch ein sechster
vom Lahrer Gymnasium kam. Als ich in die Unterquarta eintrat, waren wir zu
36; als wir in die Oberquinta einrückten, waren wir nur noch unsere 16; die anderen
sind teils sitzen geblieben, teils sind sie zu ihren heimischen Ochsen oder
Kühen zurückgekehrt. Später, als die Herren Pfarrer merkten, daß am Offenburger
Gymnasium anders geurteilt werde als in ihrer Dorfkirche, ließ der Andrang
merklich nach."

Seine Liebhaberei für die Botanik verdankte Hörth dem Professor Rheinauer,
die Einführung in die Philosophie dem Professor Mathias Intlekofer, Direk-

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