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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0228
Redakteur der ,,Frankfurter Zeitung"

Nachdem Hörth das Offenburger Gymnasium verlassen und anschließend das
Lyzeum in Freiburg besucht hatte, studierte er dort Philosophie und katholische
Theologie, dann Geschichte, Literatur und moderne Sprachen5. Von

1866 an betätigte er sich journalistisch, ging im Winter 1870/71 nach München
, um dort sein Studium fortzusetzen, wandte sich aber dort endgültig dem
Journalismus zu und wurde Mitarbeiter größerer Blätter. Für die „Frankfurter
Zeitung" schrieb er namentlich Essays über die altkatholische Bewegung6.
Leopold Sonnemann (1831-1909), der das Blatt 1856 gegründet hatte und seit

1867 Alleinbesitzer war, holte ihn nach Frankfurt: ab 1. März 1872 gehörte
Hörth nun der Redaktion an, verantwortlich für Süddeutschland und das Feuilleton
.

Der siegreiche Krieg von 1870/71 hatte die kleinbürgerliche Demokratie einem
Tiefpunkt entgegengeführt: bei der Reichstagswahl am 3.3. 71 waren lediglich
0.5 °7o der Stimmen für die Deutsche Volkspartei abgegeben worden7, deren
Vorsitzender Sonnemann seit Februar 1870 war und der nun in den Reichstag
einzog. Die nationale Hochstimmung kam den Nationalliberalen zugute, die
im neuen Reichstag die stärkste Fraktion bildeten. Bei Friesen findet sich der
Hinweis, daß „Meister Erwin's Heerschau" von Hörth, geschrieben am 10.
August 1870 in Achern, erkennen lasse, daß der Verfasser, wie auch andere
Liberale, wenigstens zweitweise von den Wogen patriotischer Begeisterung ergriffen
worden sei, die bei Ausbruch des Krieges Deutschland überschwemmten8
.

Auf Grund der organisatorischen Schwäche der bürgerlichen Demokraten
kam ihren Presseorganen, unter denen die „Frankfurter Zeitung" führend
war, eine besondere Bedeutung zu. Schon bald nach seinem Eintritt in die Redaktion
erhielt Hörth die Gelegenheit, zu einem historischen Ereignis Stellung
zu nehmen, das nach 40 Jahren — nun allerdings in nationalliberaler Prägung
— am 27. Mai 1872 in Hambach gefeiert wurde. Er verglich das Erinnerungsfest
mit dem „Derkemer Wurschtmarkt", kommentierte aber ansonsten als
demokratischer Publizist. „Zuvor hatte Hörth, ein entschiedener Gegner der
Politik Bismarcks, in zwei tiefschürfenden historischen Analysen 'die innere
und äußere' Entstehungsgeschichte, den Verlauf und die Wirkung des Hambacher
Festes von 1832 nachgezeichnet und sich bemüht, die nationalliberale
Manipulation der historischen Ereignisse von 1832 ad absurdum zu führen. Er
nennt die Jubiläumsfeier .einer Dankesfeier für die Siege von 1870/71' und
ordnet sie der Kategorie ,der Ironie des Schicksals, wie sie größer in der Geschichte
kaum zu finden' sei, zu. Diese .Ironie der Geschichte' zähle zu jenen
Dingen auf der Welt', über die man eigentlich .unbedingt lachen müßte, wenn
sie nicht so entsetzlich traurig wären.' Für Hörth hat in Hambach 1832 .der
Gedanke der Volksfreiheit' eindeutige Priorität besessen; die republikanische
und .die völkerverbrüdernde Tendenz' sei vorherrschend gewesen, der Aspekt

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