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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0237
von 1848 an; außer ihm gehörten zum Preisgericht der Stuttgarter Rechtsanwalt
Dr. Schickler, der Literarhistoriker Dr. Ernst Ziel (Cannstatt) und Otto
Hörth. Der erste Preis wurde Dr. Otto Hartmann für seine Schrift „Die
Volkserhebung der Jahre 1848 und 1849 in Deutschland" zuerkannt. Eine
größere Feier wurde im Jahr darauf auf dem Mannheimer Parteitag beschlossen
. Im Gegensatz zu 1873 war man jetzt optimistischer:

„Seit der ersten Feier hatte sich mancherlei ereignet und einiges auch sich zum Besseren gewendet.
Bismarck war im Jahr 1890 gestürzt, und wenn unter dem jungen Kaiser die Wege der äußeren
Politik vielfach noch im Dunkel lagen, so war doch im Innern der Druck etwas gewichen und die
Freunde des Fortschritts und der Freiheit konnten wieder aufatmen. Der Klassenkampf neigte
sich zwar noch nicht dem Ende zum, aber die Ansätze zur Sozialreform ließen auf eine gedeihliche
Fortsetzung hoffen."

Was Hörth hier festhielt, könnte manches in zu mildem Licht erscheinen lassen
. So hatte das preußische Abgeordnetenhaus am 24.7. 1897 gerade noch
mit der knappen Mehrheit von vier Stimmen eine Novelle zum Vereins- und
Versammlungsgesetz abgelehnt, deren Annahme praktisch ein neues „Sozialistengesetz
" für alle Parteien bedeutet hätte29. Diese Ablehnung war nur auf
Grund einer breiten Protestbewegung möglich gewesen. Im ganzen galt, was
der badische Abgeordnete Prof. Heimburger auf dem Festkommers am 26.
März 1898 im großen Saal des Zoologischen Gartens in Frankfurt ausführte:
daß das, was das Wort Freiheit ausdrücke, nicht entfernt in dem Maße erreicht
sei, wie es die Väter 1848 erstrebt hätten. Schwer erkämpfte freiheitliche
Errungenschaften seien gerade wieder entweder verkümmert und eingeschränkt
worden oder wenigstens schwer bedroht.

Hörth trat am ersten Festtag erst nach Beendigung des offiziellen Teils in Erscheinung
: man sang noch lange nach Texten ernster und heiteren Gedichten
von ihm und seines verstorbenen Freundes Friedrich Stoltze, der auch bei der
Märzfeier 1873 mit spritzigen Versen eines Tafelliedes zur Unterhaltung beigetragen
hatte:30

Wie geht so schnell die Zeit herum!
Was ist ein Viertel-Säkulum!
Ein Gestern! War's ein Träumen?
Wir sehen uns verwundert um
Nach Deutschlands Freiheitsbäumen.

Wo sind sie, die das Volk gepflanzt
Und jubelnd drum herumgetanzt?
Nach Freiheit schrie sich's heiser.
Wo ist sie denn? Ich sehe nichts
Als einen deutschen Kaiser.

Wo ist sie denn? Ich seh' sie nicht!
Ich sehe nur ein Angesicht,
Drei Härlein auf der Glatze;-
Wenn das die Göttin Freiheit ist,
Die möcht' ich nicht zum Schatze!

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