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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0238
Der eigentliche Gedenkakt wurde am nächsten Tag nach dem Vortrag eines
Männerchors mit dem von Hörth gedichteten „wuchtigen und formschönen"
Prolog eingeleitet:

„Die Dichtung, die mit anhaltendem Beifall aufgenommen wurde, schildert das Sehnen, Mühen
und Kämpfen des Volkes um Freiheit, Wohlfahrt und Gesittung, führt dann die Sprecher des Volkes
redend ein, die ihre Leiden und Entbehrungen aufzählen und an das Deutsche Reich, für das
sie pflichtgetreu die schwerste Bürde tragen, die Forderung stellen, daß es nun auch auf seine
Pflicht bedacht sei und dem Volke Menschenrecht und Menschenwürde gebe; darauf antwortet
der Prolog und schließt mit folgenden Strophen:

So stöhnt und grollt es aus der Tiefe her,
Wir hören schaudernd-mitleidsvoll die Klage;
Die Augen werden naß, das Herz wird schwer
Und ernst geloben wir an diesem Tage:
Wir ruhen nimmer, bis das Werk gelingt,
Bis alle Deutschen frei und glücklich werden,
Und bis ein großer Bruderbund umschlingt,
Was immer Menschenantlitz trägt auf Erden!

Wir wollen rastlos kämpfen für das Licht,

Den Volksgeist lösen von dem Gängelbande,

Damit er selbstbewußt die Ketten bricht

Und frei und stolz kann schreiten durch die Lande!

Wir wollen von Geschlechte zu Geschlechte

Den Idealen schaffen feste Horte

Und wollen Menschenliebe, Menschenrecht

Durch Taten feiern, nicht allein durch Worte.

Dann findet sich zum Willen auch die Kraft,
Zur Einsicht wird die Weisheit sich gesellen,
Und in den Nöten, die der Weltlauf schafft,
Zum Helfer wird das Volk sich selbst bestellen;
Dann wird zur Einheit sich die Freiheit reih'n,
In Frieden sich die ganze Welt verbünden;
Dann wird der Völkerfrühling Wahrheit sein
Und die Gerechtigkeit ihr Reich begründen!"

Bereits am nächsten Tag, am 28. März, fiel wieder ein Reif auf den Traum
vom Völkerfrühling: die erste Tirpitzsche Flottenvorlage wurde „mit beträchtlichen
Mehrheiten" im Reichstag angenommen31; Deutschland nahm
nun vollends Kurs auf den Imperialismus. Schon anfangs des Monats, am 4.
März, war der ,,Pacht"-Vertrag mit der chinesischen Regierung unterzeichnet
worden, der die Besetzung von Kiaotschou vom 14. November 1897 rechtlich
absegnen sollte.

Hörths Rückschau auf sein literarisches Schaffen

Hörth, der im März 1903 in die Geschäftsführung eingetreten war, ließ in seinem
Brief vom 17.11. 1919 an Adolf Geck wissen, daß er immer noch tätig sei:
„nicht viel, meist in der Verwaltung"; daneben schreibe er seine Erinnerun-

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