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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0240
tern' — will ich schweigen. Sie sehen, wenn ich von der Veröffentlichung spreche
, befinde ich mich in einem wahrhaften .embarras de richesse'; ich weiß
nicht, wo anfangen und wo aufhören. Unter diesen Umständen tat ich, was
bequeme Leute immer tun: ich tat gar nichts. Dazu kam noch eine grundsätzliche
Erwägung. Ich denke kosmisch, über Jahrhunderte und Jahrhunderte hinweg
. In ein paar Jahrhunderten oder schon in Jahrzehnten ist es ganz gleichgültig
, ob ein gewisser Hörth etwas veröffentlicht hat oder nicht. Mit meinen
philosophischen Erfahrungen, die vielleicht der Veröffentlichung wert sind,
stehe ich auch in meiner Partei ziemlich einsam; sie handeln alle so, ,als ob',
aber es wagt keiner, es auszusprechen. Also schweige ich auch."

Als Hörth diesen Brief schrieb, war er 85 Jahre alt, und man kann verstehen,
daß er sich angesichts der Fülle seiner Arbeiten nicht mehr der Mühe einer
Edition unterziehen wollte. Allerdings hatte er noch vor drei Jahren (1925) in
der Schriftenreihe „Die Paulskirche" die Broschüre „Gedenkfeiern
1873/1898/1923" herausgebracht; weiter zurück lag die Herausgabe der Arbeiten
seines am 28. März 1891 verstorbenen Freundes Friedrich Stoltze, des
damaligen „Frankfurter Altmeisters der politischen Lyrik32": die „Vermischten
Schriften" (mit Biographie) erschienen zuerst 1896 (8. Aufl. 1921); die
„Gesammelten Werke" in 5 Bänden (1899-1902), die „Ausgewählten Gedichte
und Erzählungen in Frankfurter Mundart" (4. Aufl. 1913)33.

Mit weniger Bescheidenheit hätte Hörth in seinem Brief an Geck auch die biographischen
Charakterbilder erwähnen können, die er zu besonderem Anlaß
geschrieben hatte: so zum 70. Geburtstag von Karl Vogt, dem Gießener Naturforscher
, der 1849 von dem in Stuttgart tagenden „Rumpfparlament" in
die fünfköpfige Reichsregentschaft gewählt worden war; oder zu Schopenhauers
Gedächtnis, der in Frankfurt am 21.9. 1860 verschied. Besonderes Interesse
darf sein Nachruf für den am 23.6. 1916 in Haslach i.K. verstorbenen
Heinrich Hansjakob beanspruchen, der im Abendblatt der „Frankfurter Zeitung
" vom 24.6. erschien:

Heinrich Hansjakob\

Nun ist er in die Ewigkeit gegangen, und die Feder, die ein langes Leben hindurch so
fleißig war, ruht für immer. Seine Freunde mußten sich allmählich mit dem Gedanken
an sein baldiges Ende vertraut machen. Vor etwa zwei Monaten, im April, schrieb er
mir: „Seit Beginn des Jahres macht sich bei mir die Altersschwäche mehr wie früher
geltend. Sie verbindet sich mehr und mehr mit meiner Nervenschwäche, und beide werden
die alte Baracke eines Tages zusammenstürzen lassen. Ich sehe äußerlich noch gut
aus, besser als früher, aber ob ich gehe oder stehe, lese oder schreibe, bin ich rasch erschöpft
, am meisten aber beim Sprechen. Ich wollte das alles gerne ertragen, wenn ich
nur noch nach Belieben lesen könnte! Ein größeres Buch .Feierabend' ist seit Juli 1914
brutto fertig, aber der Krieg verhindert sein Erscheinen, und in guten Stunden feile ich
daran." Die Handschrift dieses Briefes war nicht mehr so fest wie früher. Dann klagte
er über zunehmende Augenschwäche, und die letzten Nachrichten, die er mir zukom-

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