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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0245
Friesen wurde dadurch in der Vermutung bestärkt, daß der Verfasser im Räume
Baden-Baden beheimatet sei, doch muß man nicht unbedingt aus der Gegend
stammen, um die berühmte Bäderstadt zum Ausgangspunkt für eine Reise
zu nehmen38. Was Friesen philologisch zur Unterstützung seiner These heranzieht
, ist meist zu dürftig, als daß man hier ausführlicher darauf eingehen
müßte. Er findet sich auch dadurch bestätigt, daß er in bezug auf das im Gedicht
vorkommende Verb „fitzen" im Badischen Wörterbuch von Ochs einen
Hinweis auf dessen Gebrauch in Achern fand. Doch welchen Schluß auf die
regionale Herkunft des Verfassers müßte Friesen wohl ziehen, wenn er beispielsweise
in seine Analyse die „Herde von Schöpsen" einbezöge, eine despektierliche
Bezeichnung, mit welcher der Preußische König Friedrich Wilhelm
IV. in seinen Briefen die Liberalen bedachte39?

Das ,Neue Wintermärchen' befand sich auf der Liste der etwa 1200 Schriften,
die unter dem Sozialistengesetz in Deutschland verboten waren40." Neuaufgelegt
wurde es 1905 in London.

In dem Gedicht ruft der Verfasser unmißverständlich zur revolutionären Tat
auf:

„Denn wißt, ihr dummen Deutschen, wer denkt,
Der träumt nicht von Himmel und Sternen;
Der regt seine Fäuste zum Handeln und hängt
Seine Schinder an die Laterne!"

Gegen Schluß des Gedichts, als er wieder in die Hölle hinabsteigen will, um
dort auf andere Zeiten zu warten, verkündet er, wie lange er dort ruhen wolle:

„Bis sie mit heiliger Zornesglut
In Fetzen die Throne zerschlagen,
Und bis sie die ganze Tyrannenbrut
Zur Guillotine getragen!"

Angesichts der Radikalität der Sprache wird man doch ernsthaft prüfen müssen
, ob sie wirklich Hörth zuzutrauen ist. Zweifellos hielt er stets an seiner demokratischen
Gesinnung fest, trat 1898 mit dem von mir zitierten Prolog auf
der Feier zum 50. Jahrestag der Revolution an die Öffentlichkeit und schrieb
auch zur hundertsten Wiederkehr der Französischen Revolution in der
„Frankfurter Zeitung" einen historischen Rückblick „Zum 5. Mai 1789",
aber da gibt es einen Gratulationsbrief, den er am 4. September 1892 an seinen
Freund Adolf Geck richtete und der mich gegenüber der These von Friesen
skeptisch macht: „Es freut mich sehr, daß Sie sich in den Stand der Ehe begeben
wollen; Sie werden dadurch etwas seßhafter, milder und konservativer
werden, was Ihnen in keiner Weise schaden wird."

Im Jahre 1905, als eine Neuauflage des „Neuen Wintermärchens" in London
erfolgte, hatte Hörth im „Alten" hervorgehoben, daß er mit seinen Versen die
Mitwelt möglichst wenig belästigt, sie „vor Druck" bewahrt und sich dadurch

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