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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0262
Im September 1944 begann man im Oberrheingebiet und im Elsaß mit dem
Anlegen von Verschanzungen63. Zu den Schanzarbeiten wurden die Männer
vom 14. bis 65. Lebensjahr, teilweise auch die abkömmlichen Frauen vom 16.
bis 50. Lebensjahr aufgefordert64. Am 5. September 1944 mußten im mittleren
Kinzigtal alle Jungen vom 14. bis 16. Lebensjahr für zwei Tage ins Elsaß abrücken
, um dort zu schanzen65. Am 17. September wurden alle älteren Männer
aus Haslach und Umgebung mit sechs Bussen zum Schanzen fortgefahren66.

Durch die Einquartierung der deutschen Soldaten und die zahlreichen Evakuierten
herrschte in den Gemeinden des Kinzigtals qualvolle Enge. Seit Mitte
1944 wurden vor allem viele Bewohner aus dem Ruhrgebiet ins Kinzigtal evakuiert67
. Im Februar 1945 kamen weitere Evakuierte aus dem Raum Kehl, die
in Massen- und Notquartieren untergebracht wurden68. Die Amerikaner hatten
am 23. November 1944 bereits Straßburg besetzt.

Vom 7. bis 28. Januar 1945 wurde von der Nazi-Partei und ihren Organisationen
die letzte große Sammelaktion durchgeführt. Sie stand unter dem Motto
„Volksopfer-Sammlung 1945". Gesammelt wurden vor allem Kleidungs- und
Uniformstücke, Waffen und Ausrüstungsgegenstände für die Volkssturmeinheiten69
. Am Vorabend und Abend des 30. Januars 1945 wurde überall im
Kinzigtal des zwölften Jahrestages der „Machtergreifung" Hitlers gedacht.
Bei der „Nationalen Feier" am 29. Januar im Saal des „Bayrischen Hofes" in
Haslach feierte der neuernannte NS-Ortsgruppenleiter von Haslach Otto
Herrmann70 in Anwesenheit von NS-Kreisleiter Schweighardt (Wolfach) den
30. Januar als einen „Tag der Schicksalswende des deutschen Volkes, der alle
Volksgenossen die Verpflichtung auferlegt, treu zum Führer zu halten71." Am
4. Februar 1945 wurden alle Ortsbauernführer des Landkreises Wolfach nach
Haslach einberufen. Der NS-Kreisgefolgschaftswart Raff und der NS-Kreis-
bauernführer Blum forderten die Anwesenden auf, die ausländischen Arbeiter
im verstärkten Maße zur Arbeit heranzuziehen72. Einen Monat, bevor die
Franzosen das Kinzigtal besetzten, wurden überall im Kinzigtal noch Feiern
abgehalten, um die vierzehnjährigen Jungen und Mädchen in die Hitlerjugend
beziehungsweise in den Bund Deutscher Mädels aufzunehmen. Die Rede, die
NS-Ortsgruppenleiter Herrmann in Haslach aus diesem Anlaß hielt, stand
unter dem Motto „Alles für den Kampf, alles für den Sieg!"73

Anfang März 1945 begann man an den Ortseingängen der Gemeinden des
mittleren Kinzigtals Panzersperren zu errichten und Verschanzungen anzulegen
. Letzteres wurde vor allem von den Frauen und Mädchen durchgeführt74.
Die Nahrungsmittelzuteilungen an die Bevölkerung verschlechterten sich im
März und April 1945 zusehends. Die Brot-, Fleisch- und Fettzuteilungen
waren stark gekürzt worden. Aber auch kleine Artikel des Haushalts, wie
Hefe, Backpulver, Salz, Malzkaffee und Streichhölzer, waren kaum noch zu
bekommen75. Als bekannt wurde, daß Offenburg am 14. April 1945 von den
französischen Truppen besetzt worden war, räumten viele Einzelhändler ihre

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