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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0268
und 50 g Butter"2. Die Kalorienmenge für einen Erwachsenen betrug von Mai
bis September 1945 in den Gemeinden des mittleren Kinzigtals etwa 600 Kalorien113
. Sie stieg später auf etwa 900 Kalorien an"4. Der Kampf gegen den
Hunger hielt in der französischen Besatzungszone bis weit ins Jahr 1946 und
teilweise bis 1947 an.

Bereits Ende 1945 begannen die sogenannten Entnazifizierungen115. In den
Gemeinden des Kinzigtals wurden Entnazifizierungsausschüsse gebildet, welche
die Bevölkerung nach ihrer NS-Vergangenheit durchleuchten sollten116. Es
begann die Zeit der langen Fragebogen mit den bis ins Persönliche gehenden
Fragen. Die französischen Militärbehörden wollten es genau wissen, wer was
im Nazi-Deutschland gewesen war.

Schon im Monat Mai begann man mit den Aufräumungs- und Aufbauarbeiten
. Die Panzersperren in den Gemeinden des mittleren Kinzigtals wurden
beseitigt"7. Die Bahnstrecke der Schwarzwaldbahn war im Juli 1945 weitgehend
wiederhergestellt. Am 26. Juli fuhr der erste „Probezug" mit französischen
Offizieren die Strecke Radolfzell — Offenburg und zurück"8. Auch die
Wiederherstellung der Kinzigbrücken wurde Ende Mai 1945 in Angriff genommen
. Die Leitung dieser Arbeiten hatten amerikanische Ingenieure übernommen
. Als Arbeiter wurden zum größten Teil deutsche Kriegsgefangene
eingesetzt"9.

Den ganzen Monat Mai 1945 über zogen lange Kolonnen deutscher Kriegsgefangener
durchs Kinzigtal talabwärts Richtung Frankreich120. In den Gemeinden
des mittleren Kinzigtals wurden im Oktober 1945 „Hilfskomitees" zur
Unterstützung der deutschen Kriegsgefangenen in den französischen Lagern
gegründet. Die Mitglieder dieser Komitees durften nicht in der NSDAP oder
in einer NS-Organisation gewesen sein121. Sie führten Sammlungen durch. Gesammelt
wurden Geld, Bekleidungsstücke, Decken usw. In Haslach wurden
am 10. Dezember 1945 durch das dortige Hilfskomitee 89 Pakete in die französischen
Kriegsgefangenenlager weggeschickt122.

Im Oktober 1945 hörte im Kinzigtal die zeitungslose Zeit auf. Am 9. Oktober
erschien die erste Nummer der „Ortenauer Zeitung", die bei der Firma Reiff
in Offenburg gedruckt wurde123. Auch das politische Leben erwachte allmählich
wieder. Im Oktober 1945 wurden die Gewerkschaften von den französischen
Militärbehörden wieder zugelassen124. Als erste politische Vereinigung
wurde in den Städten des Kinzigtals Ende 1945 die „Antifa", die Antifaschistische
Bewegung, gegründet, die von Mitgliedern der ehemaligen Zentrumspartei
, der SPD und der KPD ins Leben gerufen wurde125. Die politischen Parteien
wurden im mittleren Kinzigtal erst im Frühjahr 1946 neu- beziehungsweise
wiedergegründet. Es wurden damals von den französischen Behörden zugelassen
: die Badisch-Christlich-Soziale Volkspartei (die spätere CDU), die Sozialistische
Partei (die spätere SPD), die Kommunistische Partei (die spätere
KPD)126.

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