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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0345
Oberharmersbacher Glocken das letzte Stündlein geschlagen. Nacheinander
wurden von der Unterharmersbacher Firma Fehrenbach die „Dreifaltigkeit",
„St. Maria", „St. Gallus", „St. Josef", „St. Wendelin" vom Turm abgeseilt
, lediglich die kleinste, „Jesusknabe", durfte ihren Platz behalten. Mit ihr
läutete Otto Pfundstein den abmontierten Glocken das „Scheidzeichen".

Der Volksmund erzählt, daß man hätte alle Glocken abliefern sollen. Da habe
einer den Nazis klargemacht, daß man ja gar nicht mehr den Endsieg einläuten
könne. Diesem Argument konnte man sich nicht verschließen (Anmerkung
: Die Reichsleitung hatte von vorneherein verfügt, daß die kleinste oder
besonders wertvolle bei der Gemeinde verbleiben dürfe, was auch jetzt die
ehemaligen Harmersbacher Glocken in Fischerbach und Nordrach vor dem
Einschmelzen bewahrte).

Auf dem Glockenfriedhof in Zell wurden die Glocken des Tales gesammelt,
ehe ein Sammeltransport die bronzenen Glaubensboten ihrer Zweckentfremdung
in den Rüstungsbetrieben zuführte.

Die Wiederbeschaffung nach dem II. Weltkrieg war nicht so einfach wie noch
zu Beginn der 20er Jahre. Die zerrütteten wirtschaftlichen Verhältnisse, vielmehr
noch die Rohstoffknappheit verzögerte die Harmersbacher Wunschvorstellungen
. Pfarramt, Gemeinde und Stiftungsrat rannten von Pontius zu
Pilatus, vorerst ohne Erfolg. Auch die Bemühungen des damaligen Mesners,
Gustav Winterhalter, stießen ins Leere. Obwohl man eindringlich auf die Größe
der Gemeinde verwies und darauf pochte, daß die „große, domartige Pfarrkirche
Oberharmersbach" ein neues Geläute brauche, sah sich das badische
Wirtschaftsministerium in Freiburg außerstande, der Gemeinde das notwendige
Quantum Bronze-Metall zur Verfügung zu stellen.

Ein Funke Hoffnung glühte noch. Der Erzbischöfliche Oberstiftungsrat bemühte
sich, an den auch von anderen Pfarreien begehrten Rohstoff heranzukommen
. In Hamburg lagerte eine größere Menge bombenzerstörter Glocken.
Als diese für den Neuguß freigegeben wurde, waren auch die angeschriebenen
Gießereien in der Lage, den Wünschen nachzukommen.

Die Firma Grüninger, Villingen/Neu-Ulm, erhielt den Auftrag. Allerdings
sträubte sich der Gemeinderat gegen die Anschaffung von sechs Glocken, obwohl
der „Forstrat einen außerordentlichen Holzhieb genehmigt" hatte. Der
Rat begründete seine vorerst ablehnende Haltung 1948 mit der „augenblicklich
so schwierigen weltpolitischen Lage". Durch Spenden wurden daher vier
Glocken finanziert. Die „Marienglocke" (e, 1 240 kg) stiftete Stubenwirt Wilhelm
Schäck, die „Josefsglocke" (g, 647 kg) und die „Nikolausglocke" (a,
435 kg) bezahlte man durch Spenden, die Pfarrer Tröndle und Mesner Winterhalter
in Haussammlungen aufbrachten, die „Schutzengelglocke" (h, 359 kg)
stiftete Eugen Ensslin.

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