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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0366
hof zu kaufen oder reservieren zu lassen, war in manchen Orten möglich. An
anderen Orten wurde der Bestattungsplatz erst nach dem Todesfalle von der
Gemeinde oder vom Rabbiner mit Einverständnis der Familie festgelegt. Ein
verstorbener „COHEN" (Nachkomme des Stammes der Priester) wurde gewöhnlich
so gebettet, daß seine Angehörigen, die ebenfalls geborene „COHA-
NIM" sind, seinen Grabstein von außerhalb des Friedhofs sehen konnten.
Denn ein Cohen darf einen Ort, an dem sich Tote befinden, nicht betreten; er
würde dadurch „unrein" und damit untauglich für die Ausübung priesterlicher
Pflichten werden. Folglich durfte er bei einer Beerdigung nur bis zum
Friedhofseingang mitgehen, auch das nur bei Abstand vom Sarg. Wie bei
allen jüdischen Gottesdiensten soll man bei einer Beerdigung und auch bei einem
Besuch eines Friedhofs eine Kopfbedeckung tragen.

Es gehörte auch zu den Pflichten einer Gemeinde, durchreisende Juden, die
am Ort gestorben waren, auf ihrem Friedhof mit allen Ehrenbezeigungen beizusetzen
.

Der aufrechtstehende, möglichst nach Osten ausgerichtete Grabstein befindet
sich zu Häupten der Toten. Die Fläche vor dem Stein bis zum vermutlichen
Fußende (ungefähr 1 m breit und 1,80 m lang) gehört zum Grab. Früher hat
man sehr oft diese Fläche mit einer niedrigen Steinmauer eingefaßt. Der Abstand
zwischen den Gräbern beträgt ungefähr 60—80 cm.

Besucher eines jüdischen Friedhofs sollten sich bemühen, nicht auf die Gräber
zu treten und genügend Abstand zu halten. Auf manchen Friedhöfen, insbesondere
der sephardischen2 Gemeinden und in Israel wird der Grabstein flach
über die ganze Grabstätte gelegt. Mit wenigen Ausnahmen hat jeder Friedhof
mannshohe Mauern und eiserne Tore.

Leichenzüge wurden in ländlichen Gegenden oft beschimpft und Beerdigungen
durch Spottgesänge gestört. Es ist ein alter Ausspruch: „Zur LEWAJE
(Begleitung der Verstorbenen) gehen alle mit", auch die ihn nicht gekannt haben
. Die Schirmherren des Mittelalters schickten zum Schutz oft berittene Soldaten
mit. Damals blieben Frauen und Kinder im Ort, um Haus und Geschäft
zu bewachen. Auch heute ist es in frommen Familien noch üblich, daß Frauen
dem Leichenzug nur ein kurzes Stück hinterher gehen und dann nach Hause
zurückkehren. Aus der ursprünglichen Notwendigkeit im Mittelalter ist ein
Brauch geworden. Nach alter aschkenasischer Tradition sollen Söhne nicht
zur Beerdigung ihres Vaters auf den Friedhof mitgehen. Die Söhne bezeugen
gerade durch ihre Zurückhaltung ihre Ehrfurcht vor ihrem verstorbenen
Vater. Erst nach den sieben Trauertagen werden sie an das Grab des Vaters
treten. Begegnet man zufällig auf der Straße einem Leichenzug, sollte man
sich, jüdischem Brauch entsprechend, mindestens drei Schritte lang anschließen
.

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