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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0384
stand von den bisher festgestellten Mauerresten der Straßenstation. Im Erdaushub
fand ich reichlich römisches Scherbenmaterial. Herr Hubert Kiefer
aus Wolfach, der auf mein Anraten hin den Erdaushub genauer untersuchte,
barg neben weiteren römischen Scherben den Sandsteinkopf einer Merkurstatue
. Da es sich hierbei um ein Abbruchstück handelte, konnte mit dem
Auffinden weiterer Bruchteile gerechnet werden. Es war danach der Verdienst
von Herrn Wilhelm Kiefer, Vater von Hubert Kiefer, daß der von dritter Seite
bereits geborgene Torso mit zahlreichen Bruchteilen dazu sichergestellt und in
die Obhut des Landes überführt werden konnte. Bereits einen Tag später wurde
das Fundgelände zusätzlich mit fremdem Baustellenaushub zuplaniert.

Die wissenschaftlich bedeutungsvolle Merkur-Reliefstatue kann aufgrund des
Bearbeitungsstiles dem 2. Jahrhundert n. Chr. zugeordnet werden. Der Kopf
des etwa 1.30 m hohen Sandsteinreliefs trägt die unverkennbare Flügelkappe
des Götterboten Merkur. Der Heroldstab mit den beiden sich kreuzenden
Schlangen in der linken Hand ist nur noch in Ansätzen erkennbar. Er wurde,
wie auch der über die Schulter geworfene kurze Mantel, vom Bagger schwer
beschädigt, wie die hellen, frischen Bruchstellen zeigen. In der rechten abgebrochenen
Hand hält Merkur den Geldsack zwischen den Hörnern eines Ziegenbocks
. Dieses wegen der dunklen Bruchstelle alte Abbruchstück befindet
sich mit Teilen des Armes, der Beine und einiger Mantelfalten unter den Fundstücken
. Der Ziegenbock und insbesondere der Hahn beim linken Standbein
sind typische Tierattribute in gallisch-römischen Gebieten. Sie stammen vermutlich
von der Gleichsetzung des gallischen Gottes Teutates mit dem römischen
Gott Merkur, der wiederum mit dem griechischen Götterboten Hermes
identisch ist.

Als Gott der Reisenden hat er die Wege von Steinen befreit und wurde vor
allem als Förderer des Handels und des Verkehrs von Kauf-, Geschäftsleuten
und Reisenden verehrt. Weil Merkur bzw. Hermes seinen Sohn zum Meisterdieb
erzog, wurde er auch von Dieben und Betrügern geschätzt.

Der Fundort des Torso sowie der zahlreichen dazugehörigen Bruchstücke liegt
deutlich außerhalb des bisher bekannten in römischer Zeit bebauten Areals, so
daß vielleicht ein Hinweis auf einen separat gelegenen heiligen Bezirk
vorliegt2, zumal hier der Sockel einer zweiten unbekannten Gottheit aufgefunden
wurde. Die alte dunkle Bruchstelle dieser Statue liegt unmittelbar über
deren Füßen. Die Merkurstatue wird zur Zeit im Museum für Ur- und Frühgeschichte
, Colombischlößchen Freiburg, restauriert und kann danach dort
besichtigt werden. Eine naturgetreue Abgußkopie wurde für das Heimatmuseum
Wolfach, das Kastellmuseum Waldmössingen und die Freianlage mit
römischen Säulen beim Gemeindezentrum Rötenberg in Aussicht gestellt.

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