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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0387
Schwanau,

verschollene Burg am Rhein
Oskar Kohler

„Versunken und vergessen" könnte man ebensogut als Titel für den folgenden
Aufsatz wählen, und doch ist die Burg zu geschichtlichen, um nicht zu
sagen literarischen Ehren gelangt. Als Raubritterburg viel beschrien, machten
die Straßburger der alten Schwanau anno 1333 den Garaus. Die Burg, die
nach alten Chronikberichten als uneinnehmbar galt, unterlag damals der besonderen
, in der einschlägigen Literatur öfters erwähnten Taktik der Straßburger
, die nicht etwa die Mauern zu brechen suchten, sondern durch maschinell
geschleuderte Steine die Dächer zerstörten, dann aber Fässer mit dem
Inhalt der Straßburger Aborte nachschleuderten und so der Besatzung den
Aufenthalt unmöglich machten, so daß sie sich ergeben mußte. Dieses Ereignis
fand seinen Niederschlag in der Straßburger Chronik wie auch in der Zim-
merschen Chronik, wo sich auch jenes Anhängsel findet, wonach die Burgherrin
, der man zugestanden hatte, das, was sie tragen könne, aus der Burg zu
nehmen, mit ihrem Gemahl auf dem Rücken und dem Söhnlein auf dem Arm
über die Zugbrücke ging und so beide rettete.

Als Burgherren werden damals schon die Geroldsecker genannt, von denen
vier nach Eroberung der Burg hingerichtet wurden, während der eigentliche
Burgherr, ein Walter von Geroldseck-Tübingen, in der oben erwähnten Weise
mit dem Leben davongekommen sein soll.

Der Zimmerschen Chronik zufolge ist die Burg damals nach der Einnahme
vollständig zerstört worden, „wie man heute noch sieht". Dieses „heute
noch" wäre nach den Abfassungsjahren der Chronik die Zeit um 1565. Trotz
dieser Feststellung ist nicht anzunehmen, daß der Platz, wo die Burg gestanden
hatte, ein Trümmerfeld geblieben ist. Alles deutete daraufhin, daß später
aus den vorhandenen Mauersteinen wieder etwas Burgartiges errichtet wurde.
Jedenfalls blieb das Gelände in Geroldsecker Besitz, und die Herren von
Geroldseck machten auch späterhin den Straßburgern in dieser Gegend manchen
Verdruß, wobei es dann 1473 wieder zu einem Zusammenstoß kam, als
Diebold I., einer der unruhigsten Vertreter des Geschlechts, Berner Kaufleute
„auf dem Rhein bei Ottenheim" aufgriff. Damals hatte freilich Schuttern die
Zeche zu bezahlen, wohin man die Gefangenen geschafft hatte, deren Befreiung
Straßburg durch einen Angriff auf das Städtchen erzwang. Bei Ottenheim
muß um diese Zeit ein festes Haus bestanden haben, von dem aus Diebold zu
seinem Unternehmen ansetzen konnte.

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