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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0408
dieser Pelzgestalt liegt in den christlichen Bräuchen der Frühwinterzeit und
läßt sich vor allem als sogenannter Pelzmärtel oder Belzmörde = Pelzmartin
im älteren Martinsbrauch nachweisen. Überhaupt hat sich mancher Martinsbrauch
und manche Martinsgestalt zugunsten von Nikolaus und Weihnachten
auf spätere Termine verschoben und dürfte somit auch in Steinach dem Nikolaus
diese Begleitfigur, den Rubelz, angegliedert haben. Den ursprünglichen
Zeitpunkt dieser „Integration" läßt sich lt. R. W. Brednich nicht mehr bestimmen
.

Als wichtigste, ja beherrschende Begleitfigur muß der Bigger angesehen werden
, der dem ganzen Brauchablauf nicht umsonst den Namen gab. Typolo-
gisch gehört dieser Klausenbigger in die Familie der Winterbrauchfiguren, der
Tier- und Bockgestalten. Da bei der Interpretation dieses Namens das Bestimmungswort
„Klaus-" (abgeleitet von Nikolaus) in vielfältiger Art in den Nikolausbräuchen
zu finden ist (Klausenabend, Klausenjagen, Klausentag usw.),
gibt nur das Grundwort ,,-bigger" Probleme auf. Die eine Möglichkeit wäre
die Bezeichnung „Picker" = pickende Bewegungen in Anbetracht des Vogelschnabels
sowie das Ei als Fruchtbarkeitssymbol. Laut R. W. Brednich5 liegt
es jedoch näher, bei der Deutung dieses Grundwortes von der Bezeichnung
„Bigger" = Pferd, Esel auszugehen, was die andere Möglichkeit wäre. Somit
wird es sich beim Steinacher Klausenbigger ursprünglich um eine pferde- oder
eselähnliche Gestalt gehandelt haben, die am Klausenabend beim Einzug des
Nikolaus als das traditionelle Reittier in Erscheinung trat.

Es ließe sich noch manche Vermutung und Deutung anfügen, doch würde dies
den Rahmen dieses Beitrags sprengen.

Was die Erhaltung dieses einmaligen Steinacher Brauches betrifft, hat es sich
der Historische Verein — Mitgliedergruppe Steinach — zur Aufgabe gemacht,
Sorge dafür zu tragen, diesem Brauch auch heute unter neuen und sicherlich
richtigen pädagogischen Erkenntnissen eine Zukunft zu geben.

Anmerkungen:

1 P. Assion, Nikolausbrauch in Unterentersbach. Der Schwarzwald 1975, Nr. 4, S. 165—167

2 K. Meisen, Nikolauskult und Nikolausbrauch im Abendlande. Eine kultgeographisch-volkskundliche
Untersuchung. Düsseldorf 1931 (Forschungen zur Volkskunde, H. 9—12).

3 R. Behl, Wörterbuch der deutschen Volkskunde. Begründet von O. A. Erich und R. Beitl.
3. Aufl. neu bearbeitet von R. Beitl unter Mitarbeit von K. Beitl. Stuttgart 1974 (Kröner
Taschenausgabe Bd. 127).

4 A. Wrede, Artikel „Nikolaus". In: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Bd. VI.
Berlin und Leipzig 1934/35, Sp. 1086—1107.

5 R.W. Brednich, Publikationen zu wissenschaftlichen Filmen. Sektion „Ethnologie". Das
Grundwort „Bicker" = Pferd ist in verschiedenen Wörterbüchern belegt: bei Martin-Lien-
hard (9, S. 27) für das Elsaß als Bicker = Pferd; im Schweizerischen Idiotikon (17, Sp. 1080 f)
als Bigger = verächtlich oder scherzhaft für ein kleines Pferd, Rößlein; im Deutschen Wörterbuch
von J. u. W. Grimm (5, Sp. 1809 f) als Bickertlein = ein kleines Rößlein.

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