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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0414
Betont wird zu Recht, daß die sogenannten ersten
Urkunden einer Stadt sich meist mit einem
schon funktionierenden Gemeinwesen befassen
. Eine vollinhaltliche Rechtskodifikation
bezüglich des Stadtrechts ist erst ein späterer
Schritt, wenn die Stadt schon lange mit ihren
Gewohnheitsrechten gelebt hat. Eingegangen
wird auf die Größe der mittelalterlichen Städte
und auf ihre unterschiedlichen zentralörtlichen
Beziehungen. Vorgestellt werden die einzelnen
Stadttypen: Alte Bischofsstädte (Straßburg für
die Ottenau); Städte auf oder bei römischen
Siedlungen; Städte, die bei Königspfalzen entstanden
; Klosterstädte; Residenzen. Angesprochen
wird auch das politische Gewicht der
Städte, ihre Verwaltungsfunktion, die soziale
Struktur sowie ihre Verflechtungen mit dem
kirchlichen Bereich. Hinweise auf das Stadtbild
, das durch den Stadtplan und die größeren
Bauten bestimmt wird, runden die Arbeit ab.
— Nicht zuletzt wird der Gründer und Stadtherren
gedacht, wobei die etwas strapazierten
Begriffe Stauferstädte und Zähringerstädte beanstandet
werden. Hierbei ist auch zu erfahren
, daß sich Sydow als ein maßgeblicher
Stadtgeschichtsforscher dem letzthin erneut
vertretenen Forschungsergebnis anschließt,
daß Offenburg als eine Gründung der Straßburger
Bischöfe anzusehen ist.
Überlegungen zum Stand der Forschung über
das mittelalterliche Pforzheim werden von
Becht vorgetragen, wobei die schon seit langer
Zeit, mindestens aber seit den Brandschatzungen
im sogenannten Pfälzischen Erb folgekrieg
(bis um 1690) bestehende desolate Quellenlage
bedauert wird. Zugleich gibt er Hinweise und
Ausführungen über Einzelbereiche, die sich
durch Quellenforschung noch erschließen lassen
würden.

Diese Ausführungen leiten inhaltlich schon
zum Hauptthemenkreis dieses Bandes, zu
sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Aspekten
des mittelalterlichen Pforzheim. Anhand
personengeschichlicher Forschung wird in einer
Arbeit das Kollegiatstift St. Michael analysiert.
Den regionalen Rahmen sprengt die Familie
Göldlin, deren Name in fünf dieser Beiträge
immer wieder zitiert wird und deren sozialer
und wirtschaflicher Aufstieg abgehandelt
wird. Die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
wurde durch Finanz- und Heirats-Verbindungen
(commercium et connubium) entscheidend geprägt
. „Politik bedeutete . . . damals wie heute
(auch) Geld".

Die beiden instruktiven münzgeschichtlichen
Abhandlungen binden den wirtschaftlich bedeutenden
markgräflichen Münzort Pforzheim
an der Nahtstelle zwischen Baden und Württemberg
in eine seit 1475 andauernde gemeinsame
(!) Münzpolitik zwischen Württemberg

und Baden ein, die erst durch eine österreichische
Münzordnung 1521 (nach der Vertreibung
des württembergischen Herzogs im Jahr 1520)
wirtschaftspolitisch zum Stillstand kam. Insgesamt
waren es aber vier Jahrhunderte, in denen
diese Währungsallianz bis in die zweite Hälfte
des 19. Jahrhunderts aufrecht erhalten wurde.
Die damalige (1521) württembergisch-badische
(!) Landesmünze hielt ihre letzte Stellung in
Mittelbaden im Straßburger Wirtschafts- und
Währungsraum. Der Straßburger Lilienpfennig
war gut ein Jahrhundert zuvor die beherrschende
Kleinmünze am Oberrhein geworden.
Beide geldgeschichlichen Arbeiten geben auch
eingehende Auskunft über die Vielfalt der damals
gebräulichen Handelsmünzen im Südwesten
Deutschlands.

Eine Studie von Mürle „Wappen und Siegel
der Stadt Pforzheim" beschließt den Band. Erstaunlich
ist es, welch eine Problematik ein einfach
anmutendes Wappen bieten kann, wenn
der Historiker nach Herkunft und Bedeutung
fragt. Vier Theorien haben diese Fragen für
Pforzheim — bei Mangel an Quellen — nicht
klären können.

Sehr nützlich ist die diesen Geschichtsblättern
erstmals beigefügte Bibliographie sowie das
Orts- und Personen-Register (leider für
„Straßburg" zu unvollständig). Wünschenswert
wäre für die nächsten Folgen ein kleines
Register über seltener vorkommende geschichtliche
Fachausdrücke und Abkürzungen.
Vor allem in einem Beitrag wird eine Fülle von
zunächst nicht sofort verständlichen Fach-
Fremdwörtern angeboten. Daneben findet sich
das englische „network", was ja nicht unbedingt
in solch einer historischen Studie Platz
finden muß. Ein erläuterndes Register würde
gerade für den historisch interessierten Laien,
den ja diese Geschichtsblätter ansprechen wollen
und sollen, eine wertvolle Bereicherung
sein.

Gernot Kreutz

Heimatbuch 1983 Landkreis Rastatt. 10.
(22.) Jahrgang.

Herausgeber: Landkreis Rastatt, Landrat Dr.
Würfel. Rastatt 1983

Wieder hält der Jahresband viel fest, was für
zukünftige Leser auch historische Bedeutung
gewinnen wird. Das gilt nicht nur für die alljährliche
Statistik des Landkreises und seiner
Gemeinden und die aktuelle Leistungsschau

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