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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0418
Ludwig Lauppe: Burg, Stadt und Gericht
Lichtenau. Eine heimatgeschichtliche
Rückschau.

Hrsg. Lisbeth Lauppe und Dr. Ing. Wilhelm
Lauppe. Weinheim 1984. 495 Seiten. DM60,—.
Bezug durch Lisbeth Lauppe, Hauptstraße 24,
7585 Lichtenau.

Ludwig Lauppe (1884 - 1963) hat zwischen
1921 und 1958 in den Archiven in Karlsruhe,
Darmstadt und Straßburg die Quellen zur Geschichte
Lichtenaus und des Hanauerlandes
ausgewertet. Das fertige Manuskript hinterließ
er bei seinem Tode 1963 seiner Nichte Lisbeth
Lauppe (andere Unterlagen gingen an das Generallandesarchiv
Karlsruhe), und ihr Verdienst
ist es in erster Linie, daß das umfangreiche
Werk gedruckt wurde.
Ludwig Lauppe ließ sich anregen, die Arbeit
von Johannes Beinert (1877-1916) zur Geschichte
des Hanauerlandes und Kehls fortzuführen
und ihr etwas Gleichwertiges an die Seite
zu setzen. Beide haben einander gekannt.
Lauppe hat versucht, auch von Beinert erkannte
Forschungslücken zu füllen und neue Quellen
zu erschließen.

Während sich Beinert die Geschichte des ganzen
Hanauerlandes (erstmals seit 1855) vorgenommen
hatte, bildet sie bei Lauppe vielfach
den Hintergrund für die Geschichte Lichtenaus
, ähnlich in der Gliederung, aber in weniger
Kapiteln, denen er mit detailreichen Quellenauszügen
Farbe gibt.
Das Kapitel Vorgeschichte setzt ein mit den Suebenfunden
von Diersheim (Schlörer 1930/39,
Nierhaus 1966) und dem Fund des Jupitergigantenreiters
bei Lichtenau (Flur Benshurst)
mit Hinweisen auf Spuren keltisch-römischer
Vorgänger der Alemannen und Versuchen zur
Deutung von Flur- und Ortsnamen.
Die wechselvolle Geschichte der Reichsabtei
Schwarzach, der Scherzheimer Wald, die
Markgrenze und die Geschichte des Herren
von Lichtenau geben Stichworte zur Geschichte
der Stadt Lichtenau.

Zur Stadt-Geschichte — Ludwig Lauppe setzt
das Gründungsjahr mit 1298 später an als bis
dahin angenommen — mit Verleihung der Hagenauer
Stadtrechte, Freiheitsbrief, Einzelheiten
über die Burganlage, die Stadt und ihre
Entstehung, Besitzurkunden, Herrschaftsverhältnisse
, Verpfändung an Straßburg, Streitigkeiten
mit der Abtei Schwarzach gehört auch
ein Blick auf die Geschichte der Grafen von
Lichtenberg. Ihre Beziehungen zu Lichtenau
werden urkundlich belegt, wichtig hierzu das
Salbuch (Grundbuch) von 1492; ausführlich zitiert
werden Angaben über Zoll- und Geleitschutz
, Münzrecht, Abgabewesen, Wasserrecht
u.a.

Bauernkrieg und Reformation mit Pfarreigeschichte
fallen in die Zeit der Hanauer Grafen,
die das Schloß wie die Befestigungen erneuerten
und die Kirche erbauten (hierzu ausführliche
Aktenauszüge aus der Regierungszeit Johann
Reinhards).

Über die Rechtsverhältnisse informieren Berichte
über Gerichtsfälle, so über Todesstrafen
(mit dem erhaltenen Richtschwert des Straßburgers
Großholz), über Hexenprozesse sowie
die neue Fassung der Stadtfreiheiten, Pflichte
und Rechte der Bürger. Ein eigenes Kapitel behandelt
Marktwesen, Handwerk und Zünfte
mit Abschrift verschiedener Zunftordnungen
sowie des Schankrechtes, Judenrechts,
Apotheken- und Hebammenrechts.

Umfangreich ausgefallen ist der Abschnitt, in
dem die Grundlagen der bäuerlichen Wirtschaft
dargelegt werden mit Beschreibung der
rechts- und der linksrheinischen Ländereien
und Hinweisen auf Wasserwirtschaft, Goldwäscherei
, Fischerei, Flößerei und Dreifelderwirtschaft
. Ein besonderes Kapitel der Hanauer
Geschichte stellt das Münzwesen dar, wie in
Willstätt auch in Lichtenau faßbar, hier in der
Person des Münzmeisters Herrmann aus
Straßburg.

Salbuch, Schuldbriefe, Weistum, Bannbuch,
Grundbuch und Bannbeschreibung werden
ausgeschöpft zur Darstellung der Besitzverhältnisse
u.a. für Scherzheim, Helmlingen,
Schwarzach, Lichtenau und den Straßburger
Besitz. Die folgenden Abschnitte schildern
ausführlich die Veränderungen durch die Kriege
des 17. Jahrhunderts und die Gegenreformation
bis zum Westfälischen Frieden, ebenso
die anschließende Wiederaufbauzeit und die
Periode der Einwanderung. Danach müssen
erneut die für die Einwohner verheerenden
Folgen der Auseinandersetzungen zwischen
Frankreich und Habsburg anhand der Akten
geschildert werden. Das 18. Jahrhundert, als
zweite Wiederaufbauperiode, ist gekennzeichnet
durch eine neue Welle schweizerischer Einwanderer
, auch die in Friedenszeiten auflebende
Prozeßtätigkeit. Jetzt geht es um den Aufbau
des Dorfschulwesens, den Übergang des
Hanauerlandes an Hessen 1736 und die kostspielige
Schwäche Ludwigs IX. für das Militär
bis zur Auflösung der Truppe 1790 nach seinem
Tode. Bis 1762 war Kork für die Verwaltung
Lichtenaus zuständig.
Kultur- und wirtschaftsgeschichtliche Themen
sind Hochzeitsbräuche, Gemeindeverwaltung,
Neuerungen in der Landwirtschaft, Allmendteilungen
bis hin zu Auswirkungen der französischen
Revolution mit den 1789 vorgebrachten
Landesbeschwerden. Deutlichere Spuren
hinterließen die Einfälle der Revolutionsheere,
die badische Teilnahme an den napoleonischen

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