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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1985/0419
Kriegen bis zur Übergabe des Hanauerlandes
an Baden 1802. Ebenso fanden die Zeit des
Rheinbundes, der russische Feldzug und die
Befreiungskriege ihren Niederschlag in der
Ortsgeschichte. Eine Lebensbeschreibung des
Heinrich Medicus ist hier eingefügt (dessen
Sammlung von Sagen aus dem Hanauerland
an die Badische Landesbibliothek gelangte).
Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten und
Hungersnot mit Auswanderung als Folge
brachten die Ablösung von Fron und Zehnten
und Einführung der Seidenweberei Erleichterung
und einen gewissen Aufschwung.

Der Eisenbahnbau dagegen ließ Lichtenau —
selbst verschuldet — abseits liegen.

Die Sturmjahre 1848/49 werden anhand der
Aktionen der Bürgerwehr und der Gegenmaßnahmen
der Preußen geschildert, die sich damals
keine Freunde machten. Die Zeiten des
Krieges 1870/71 und des späteren Übergangs
vom Hanf- zum Tabak-Anbau sind kurz, die
beiden Weltkriege mit Zwischenkriegszeit noch
kürzer abgehandelt, gefolgt von einigen Angaben
bis in die fünziger Jahre.

Eine Anlage mit Übersichten über Pfarrer,
Schulmeister, Schulordnung, Mesner (Sigrist)
und Begräbnissitte, über Amtsleute, Bürgermeister
etc. und eine kurzgefaßte Chronik von
1610 bis 1877 sowie eine kleine Sammlung von
Ortssagen bilden den Abschluß.

In vielerlei Hinsicht erweist sich diese Lokalgeschichte
auch als ergiebige Quelle allgemeiner
Art zur Rechtsgeschichte, Wirtschaftsgeschichte
und Kulturgeschichte vom Mittelalter
bis zur frühen Neuzeit. Damit beschränkt sich
das Interesse nicht auf die Stadt Lichtenau allein
oder das Hanauerland, sondern geht darüberhinaus
. Ludwig Lauppe gelang neben seiner
Quellensammlung zur Zeitgeschichte mit
einer Fülle von Material (der Leser würde sich
ein Register und Signaturen als Hinweise auf
Fundstellen gewünscht haben) ein Werk von
grundlegender Wichtigkeit. Am Zustandekommen
von der Quellenforschung bis zur Drucklegung
ist der Name Lauppe dreimal beteiligt.
Ludwig Lauppe steht mit seiner Geschichte
Lichtenaus nicht isoliert da, er hat sich eingereiht
unter die Namen von Johannes Beinert,
Wilhelm Gräßlin, Wilhelm Schadt, Wilhelm
Mechler und zuletzt Klaus Hornung. Die Reihe
wird sich, so hoffen wir, fortsetzen. Die Geschichte
des Hanauerlandes in den letzten hundert
Jahren bliebe nun zu schreiben.

Carl Helmut Steckner

Hildegard Kattermann, Das Ende einer
jüdischen Landgemeinde.
Nonnenweier in Baden, 1933-1945.
Freiburg/Br. 1984.

Bereits in der Ortenau 60/1980 hat Elfie
Labsch-Benz das Leben und Brauchtum der
jüdischen Gemeinde Nonnenweier eingehend
beschrieben. Die Arbeit von H. Kattermann
zeigt nun ihr gewaltsames, schreckliches Ende.
Die Verfasserin stützt ihre Ausführungen auf
die Unterlagen des Hauptstaatsarchivs in
Stuttgart und das Gemeindearchiv in Nonnenweier
. Doch gewinnt die Darstellung ihre erschütternde
Eindringlichkeit durch die Mitteilungen
von Bewohnern von Nonnenweier sowie
jüdischen Bürgern, die jene Zeit erlebten
und noch leben, und die Frau Kattermann befragte
. Sie beschreibt zunächst das gute Einvernehmen
, das zwischen Christen und Juden
damals in Nonnenweier bestand, das Aufkommen
der Judenfeindschaft, was schon vor 1933
einige jüdischen Nonnenweierer veranlaßte,
die Heimat zu verlassen und das harte Los der
Auswanderung auf sich zu nehmen, die Auswirkungen
der judenfeindlichen Gesetze und
Maßnahmen des 3. Reiches, das Los der nach
dem Dorf Gurs in den Pyrenäen Verbannten
sowie das Schicksal der wenigen Überlebenden
. In einem Anhang führt die Verfasserin die
Dokumente an, die ihre Ausführungen bestätigen
, sowie eine Namensliste jener jüdischen
Familien und ihrer Angehörigen, die im 20.
Jahrhundert in Nonnenweier lebten. Die Bedeutung
der Schrift liegt u.a. darin, daß sie die
antijüdischen Maßnahmen des 3. Reiches auch
für ein kleines Rieddorf bezeugt, dessen Bevölkerung
überwiegend der Meinung war, „sie
(die Juden) gehörten zu uns".

H. Sehn.

Tagebuch des Abtes (Georg) Michael
Gaisser der Benediktinerabtei St. Georg
zu Villingen * 1595 f 1655.

Bd. 1 1621-1635. Villingen, 1971, 1980.
Bd. 2 1636-1655. Villingen, 1978.

Wie das vorangestellte doppelseitige Vorwort
anmerkt, geht die vom Stadtarchiv Villingen
vorgelegte Übersetzung dieser wichtigen Quelle
der Landesgeschichte auf die lebenslangen Bemühungen
Otto Stemmlers zurück. Er ist der
„Ortenau" kein Unbekannter, da er unter anderem
in Band 29/1949 einen Aufsatz über die
Bezüge des Gaisser'schen Tagebuches zur Ortenau
veröffentlicht hat (O. Stemmler, Die

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