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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 13
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ke verehrte. Wipprecht liebte heitere Geselligkeit, und die Kaltlochgesellschaft
hatte ihn zu ihrem Hochmeister gewählt1.

Auf seinen Sohn Wolfgang geht die Wipprecht-Stiftung zurück: das Grimmelshausen
-Gymnasium kann jährlich dem Abiturbesten in Deutsch und Geschichte
einen Dünndruckband des „Simplicissimus" verehren. Der Stifter
wurde am 10. 2. 1912 in Mannheim geboren, besuchte dort und in Offenburg
die Volksschule und von 1921—1928 das Gymnasium. Mit der Note „sehr
gut" bestand er 1930 das Abitur in Heidelberg, wo er während der ersten beiden
Semestern Rechts- und Staatswissenschaften, Volks- und Betriebswirtschaftslehre
studierte. Sein politisches Interesse war schon früh geweckt worden
: „Zur Politik kam ich durch den Erzbergermord 1922, der in Offenburg
verhandelt wurde (viel Sympathie für die Mörder!), durch den Rathenaumord
, den mein Vater sehr mißbilligte — und dann durch die Lektüre, letztere
aber erst ab 1928 in Heidelberg"2. Doch trat er nicht in die nationalliberalen
Fußstapfen des Vaters, sondern betätigte sich als Mitglied der Sozialistischen
Studentenschaft, des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold und der Arbeiter-
Schützengesellschaft. Alle diese Organisationen wurden im März 1933 verboten
. Wipprecht erhielt von der Deutschen Studentenschaft den Hinweis: „ein
Versuch, den Referendar zu machen, sei sinnlos". Infolgedessen wurde nichts
aus dem „Beamten auf Zeit"; immerhin konnte er sich 1934 noch zum Dr.
jur. bei Professor Walter Jellinek promovieren, der zum Ende des Jahres 1935
in den Ruhestand versetzt wurde. Anschließend war er in der Wirtschaft tätig,
bis er 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde. Im Mai 1945 geriet der Sanitätsgefreite
im hart umkämpften Reichstag in sowjetische Gefangenschaft,
wurde aber bald darauf mit anderen Sanitätssoldaten entlassen. 1946 holte ihn
der alte Generalstaatsanwalt von Sachsen nach Dresden; dieser war mit dem
Gönner Wipprechts, Professor Gustav Radbruch befreundet, dem ehemaligen
Reichsjustizminister, der im April 1933 aus politischen Gründen von der Heidelberger
Universität entfernt wurde. Wipprecht war dann bis 1951 im Rahmen
der Landesregierung Sachsen als Referent der Ministerpräsidenten Dr.
Friedrichs und Seydewitz tätig. Mit Max Seydewitz, der am 31. 7. 1947 nach
dem Tode von Rudolf Friedrichs vom sächsischen Landtag zum Ministerpräsidenten
des Landes Sachsen gewählt worden war, verband ihn seine Sympathie
für die einstige Sozialistische Arbeiterpartei (SAP), die 1931 in Berlin gegründet
worden war. Auf jener Reichskonferenz wurde Seydewitz in den Parteivorstand
gewählt. Zur Redaktion der von der SAP herausgegebenen „Sozialistischen
Arbeiter-Zeitung" gehörte Eduard Weckerle, welcher am 24. 3. 1923
in Grünau Rotraud Geck geheiratet hatte, und dessen Schwager Teil Geck
ebenfalls einmal Mitglied der SAP war. Wipprecht, der 1948 in Leipzig sein
1. Juristisches Staatsexamen abgelegt hatte und zum Gerichtsreferendar ernannt
worden war, verließ schließlich mit seiner Familie die DDR; ein Freund
hatte ihn über die Tatsachen informiert, „die es geraten ließen zu verschwinden
"3. Seit 1952 Justitiar in der Textilindustrie, nahm er nach einigen Zwischenstationen
seinen Wohnsitz in Renningen.

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