Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 20
(PDF, 109 MB)
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oberrheinisch-alemannischen Raum unter Einbeziehung des Elsasses, der
Schweiz und von Vorarlberg beigemessen.

Die Universitätsbibliothek im Dritten Reich

Die Machtergreifung durch Hitler 1933 und seine Rassenpolitik hatten auch
Auswirkungen auf die deutschen Universitätsbibliotheken. „Nichtarische"
Angestellte wurden entlassen und Professoren und Studenten von der Benutzung
ausgeschlossen. Menschlich schwierige Entscheidungen mußten daher
auch von den Leitern dieser Bibliotheken getroffen und mitverantwortet werden
. Rest gehörte von 1930 bis zur Auflösung der Zentrumspartei an. 1937
wird er als Parteianwärter der NSDAP geführt, er habe aber, wie es in einer
Stellungnahme zu seiner politischen Einstellung vom April 1937 heißt, bis
heute noch nicht den Beweis erbracht, daß er den nationalsozialistischen Staat
und die Bewegung positiv und rückhaltlos anerkenne. So ist es nicht verwunderlich
, daß Rest, der seinen „nicht-arischen" Mitarbeitern und Buch-Lieferanten
durch Nichtbeachtung oder Verzögerungen bei der Bearbeitung von
Vorschriften Hilfen angedeihen ließ, immer wieder denunziert wurde und
Drohbriefe erhielt.

In den Jahren 1933/34 entstand ein reger Briefwechsel zwischen Rest, dem
Rektorat der Universität und dem Badischen Kultusministerium, weil Rest
weiterhin von der „jüdischen" Buchhandlung Speyer & Kaerner in Freiburg
Bücher bezog. Diese Briefe lassen in bedrückender Weise den Geist jener Zeit
und die sich daraus ergebende Not erkennen. Rests Bemühungen konnten auf
die Dauer kein Erfolg beschieden sein. Schon Ende 1934 bot die Buchhandlung
Speyer & Kaerner ihr ganzes Sortiment im Börsenblatt zum Verkauf an,
nicht lange bevor der deutsche Buchhandel von den Nazis endgültig „arisiert"
wurde.

Auch im Fall des Bibliothekars Dr. Max Pfannenstiel, dessen Großvater mütterlicherseits
Jude war, hat Rest durch Bittgesuche und Verzögerungstaktik
versucht, eine angeordnete Kündigung zu umgehen. Mit Befremden stellte
man in Karlsruhe fest, daß der Aufforderung zur Entlassung von Pfannenstiel
noch keine Folge geleistet worden war und verlangte nun den umgehenden
Vollzug der Anordnung. Da Pfannenstiel nach seiner Entlassung wiederholt
in der Bibliothek und in den Räumen des Direktors gesehen worden war, wurde
Rest erneut angezeigt und verhört. Die von einem Denunzianten aus der
Reihe der Universitätsbibliothekare beabsichtigte Versetzung von Rest hat er
allerdings nicht erreicht.

Über die Bibliothekstätigkeit im Dritten Reich und auch über den weiteren Lebensweg
von Dr. Pfannenstiel, der nach dem Kriege den Lehrstuhl für Geologie
und Paläontologie an der Universität Freiburg erhielt und im Amtsjahr
1954/55 auch Rektor der Universität Freiburg war, berichtet ausführlich Ingo

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