Freiburger historische Bestände - digital

Biedermeierzeit mit ihrem Kult der Innerlichkeit und Gemüthaftigkeit die Faszination
von „Ausdehnung". Ein „horizontaleres" Weltbewußtsein kommt
auf, das bisher gekannte Rahmen sprengt. Es scheint, als könne man die Geschwindigkeit
unbegrenzt steigern; die gebändigte Dampfkraft ruft zudem das

Staunende Menschen an der Kinzigbrücke

Gefühl „anstrengungsloser" Bewegung hervor. Der Berichterstatter des
„Stuttgarte Morgenblattes" schildert das Staunen der Menschen: ,,. . . es imponiert
, wenn man den Wagenzug mit seinen 200 Personen wie von selbst,
wenn auch nicht pfeilgeschwind, doch gegen alle bisherige Erfahrung schnell,
unaufhaltsam heran, vorüber und in die Ferne dringen sieht. Pferde auf der
nahen Chaussee sind daher beim Herannahen des Ungetüms scheu geworden,
Kinder haben zu weinen angefangen, und manche Menschen, die nicht alle zu
den ungebildeten gerechnet werden dürfen, haben ein leises Beben nicht unterdrücken
können . . ."26

Sprachliche und künstlerische Formsuche

So ist es nicht verwunderlich, daß die Sprache, mit der man das neue Geschwindigkeitserlebnis
beschreibt, kaum ausreicht. Beliebt sind Vergleiche,
die von einem „pfeilschnellen Dampfross", vom „Feenzug", von der
„Windsbraut" sprechen; Vogelarten werden herangezogen; man spricht auch
vom „schnaubenden Ausatmen eines riesenhaften diluvianischen Stieres",

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