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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 75
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nen Bahnhof Sommerau einen Höhenunterschied von nahezu 700 Metern und
fährt dabei durch 39 Tunnels.

Der technische Aufwand ist enorm. Dämme müssen aufgeschüttet, Stützmauern
gebaut, Bäche gebändigt, Wälder gerodet und Felsen beseitigt werden.
Dammaufschüttung und Einschnitt, Durchstich und Viadukt, Tunnel und
Brücke dienen einer Streckenführung, bei der die Steigung möglichst gering
gehalten und die Krümmungen nicht zu scharf gezogen sein dürfen. Der Bau
stellt für die damalige Zeit eine kühne Ingenieurleistung dar.

Thomas Mann läßt in seinem Roman „Der Zauberberg" den jungen Hans
Kastorp eine Reise durchs Gebirge schildern: ,,Er sah hinaus, der Zug wand
sich gebogen. Wasser rauschten in der Tiefe zur Rechten, links strebten dunkle
Tannen zwischen Felsblöcken gegen einen steingrauen Himmel empor. Stockfinstere
Tunnel kamen, und wenn es wieder Tag wurde, taten weitläufige Ausblicke
mit Ortschaften in der Tiefe sich auf"47. Diese Beschreibung könnte
auch von einer heutigen Fahrt mit der Schwarzwaldbahn stammen.

Die Bedeutung der Eisenbahn für die Kriegsführung
Massenbeförderung

Nur 21 Jahre nach den erwähnten Truppentransporten zur Zerschlagung der
Badischen Revolution von 1848/49 bekommt die Beförderung von „Menschenmaterial
" im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 eine neue
Dimension. Noch 1833 hatte die Sachsenzeitung geschrieben: „Die Dampfwagen
auf Eisenbahnen führen wahrscheinlich einen ewigen Frieden herbei.
Denn wie ist ein Krieg denkbar, wenn eine Nation ihre Hunderttausende von
Soldaten oder bewaffneten Bürgern mit Kanonen, Munition und Kavallerie
heute sämtlich auf ihre Eisenbahnen einschiffen und morgen unerwartet auf
einem Punkt in Schlachtordnung aufstellen kann"48. Die Wirklichkeit sieht
anders aus. Friedrich Lists Idee von der Eisenbahn als „nationales Verteidigungsinstrument
"49 findet bei den Militärstrategen Zustimmung. Sie setzen
die Bahn gezielt für ihre Zwecke ein. Der Eisenbahntransport ist in der Tat ein
vorzügliches Mittel, große Truppenmassen schnell zu mobilisieren und an die
Front zu bringen. Eine halbe Million Mann rollen auf Schienen in den Westen.
Die Geschwindigkeit des deutschen Aufmarsches in den ersten drei Wochen
des Krieges ist mit eine Ursache für den deutschen Sieg, zumal das französische
Militär die Eisenbahn vergleichsweise schlecht nutzt. Doch für den einzelnen
Soldaten liegen davor andere Stationen, sie heißen „Entbehrung",
„Kampf" und vielmals auch „Tod".

In Offenburg tritt der Militärfahrplan in Kraft, der den öffentlichen Verkehr
auf wenige Züge beschränkt. Nach der Sprengung der Kehler Eisenbahnbrücke
über den Rhein fährt kein Wagen mehr nach Frankreich. Erst nach
dem Fall der Festung Straßburg im September 1870 und dem Bau einer Be-

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