Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 81
(PDF, 109 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0081
Die Offenburger nennen ihr Bähnli liebevoll „Käsrutsch" oder „Entenköp-
fer". Es fährt fünfmal am Tag fauchend, bimmelnd und rauchend bis zu seinem
Bahnhof an der Güterstraße. Manche Geschichte rankt sich bis heute um
es: wie es am Stadtbuckel oder vor der „Neuen Pfalz" stehenbleibt, zurückfährt
, bei der „Krone" Dampf macht und mit gewaltigem Anlauf nochmals
versucht, die Steigung hochzukommen; wie die Schulkinder die Gleise einseifen
oder wie die Bahn Marktstände umwirft, die zu weit in die Straßen hineingebaut
sind.

1934 stellt das „Bähnli" auf Dieseltriebwagen um. Nach dem letzten Krieg behindert
das einmal links, einmal rechts verlaufende Gleis den rasch zunehmenden
Autoverkehr und scheint dem Fortschritt im Wege zu stehen. Die Stadt
Offenburg versagt die Erneuerung der Schienenkonzession und legt im Juli
1957 — 59 Jahre nach der Eröffnung — die Strecke still. Das „Bähnli" verschwindet
aus dem Straßenbild. Im Frühjahr 1986 werden beim Ausbau der
Fußgängerzone in der mittleren Hauptstraße auch die Schienen des „Bähnli"
aus dem mit Teer überdeckten Kopfsteinpflasterbelag herausgerissen61.

7. Die Eisenbahn zwischen 1914 und 1945
Im 1. Weltkrieg

Wir kommen in das Jahr 1914 und erleben den Ausbruch des Ersten Weltkrieges
. „Die Eisenbahnen in den Einzelstaaten müssen", so heißt es in einem
Grundsatz der Reichsverfassung von 1871, „den Anforderungen des Reiches
zum Zwecke der Landesverteidigung entsprechen." Der Erste Weltkrieg
bringt die entsprechende Bewährungsprobe. Auf den 13 nach Westen führenden
Linien fahren während des Aufmarsches täglich bis zu 600 Transporte; in
insgesamt 11 000 Transporten werden über 3 000000 Mann und 800000 Pferde
an die Front im Westen geschafft62. Dazu kommt die Lieferung des Nachschubs
. Auch an anderen Fronten, in Italien, Rußland und Rumänien, in der
Türkei, Mesopotamien und Palästina sind deutsche Eisenbahner und deutsche
Eisenbahn-Betriebsmittel eingesetzt. „Nur bei voller Ausnutzung der Schienenwege
der Heimat und der besetzten Gebiete sowie in innigster Zusammenarbeit
mit den Eisenbahnorganisationen der verbündeten Mächte ist die deutsche
Heeresleitung befähigt, die ungeheuren Räume des Weltkrieges zu beherrschen
und den Anforderungen des Mehrfrontenkrieges zu entsprechen",
heißt es im Vorwort zum Generalstabswerk „Der Weltkrieg 1914—1918"63.

Die entscheidende strategische Bedeutung der Bahn führt zwangsläufig dazu,
daß wichtige Linien und vor allem Eisenbahnknotenpunkte wie Offenburg zu
vorrangigen Operations- und damit auch Angriffsobjekten werden. Nach
Ausbruch des Krieges verkehren ab Offenburg nur noch zwei bis drei zivile
Züge pro Tag. Der Bahnhof ist aber dennoch stark belastet durch ein- und
ausfahrende Militärzüge über die Rheinbrücke nach Frankreich, die schon
nach den ersten Kriegstagen als Verwundetentransporte nach Offenburg zu-

81


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0081