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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 88
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Relativität von Raum und Zeit

Haben Sie nicht auch auf der Fahrt gespürt, wie schnell der Zug der Zeit, die
Geschichte, den Raum durchrast? Heinrich Heine schrieb 1843:

„Sogar die Elementarbegriffe von Zeit und Raum sind schwankend geworden
. Durch die Eisenbahnen wird der Raum getötet, und es bleibt uns nur
noch die Zeit übrig75." Heine drückt damit die Empfindung aus, daß sich für
den Menschen durch die Geschwindigkeit subjektiv das Zeit-Raumerlebnis ändert
, eine Erkenntnis, die wir seit Einsteins Relativitätstheorie als bewiesen
wissen. Eines stimmt sicherlich: Hohe Geschwindigkeit läßt Entfernungen
schrumpfen, sie bringt aber auch die Gefahr mit sich, daß dabei nicht mehr
die Wegstrecke, die zurückgelegt wird, das „Dazwischen", das Erleben, das
„Leben" zählt, sondern lediglich Abfahrt und Ankunft. Reisezeit, ursprünglich
Zeit für Erlebnisfülle, nimmt Warencharakter an; wenn Zeit Geld ist,
wird die Reduzierung der Reisezeit zum ertragreichen Faktor: je intensiver
umso rentabler76.

Bemerkenswert erscheint uns heute, daß es die Eisenbahn ist, auf welche diese
Überlegungen angestellt worden sind; steht doch in unserer sich beschleunigenden
Zeit gerade die Bahn für erholsames und kontemplatives Reisen.

Die Fahrt durch „150 Jahre deutsche Eisenbahnen" erweist sich, wie Sie sehen
, immer mehr als lange Reise durch eine kurze Zeit! Die Dimensionen, die
sich dabei auftun, die Faszination, die von ihr ausgeht, befördern den Mitfahrenden
in Lebensbereiche, die er hinter diesem Thema zunächst wohl nicht
vermutet hätte.

Anmerkungen

1 In diesem Jubiläumsjahr erschienen zahlreiche Schriften zum Thema „Eisenbahn". Ein umfangreiches
Literaturverzeichnis enthält der „Offizielle Jubiläumsband der Deutschen Bundesbahn
150 Jahre Deutsche Eisenbahnen", München 1985. Manche Anregungen zu diesem
Vortrag stammen auch aus dem Buch „Die deutsche Eisenbahn. Bilder aus ihrer Geschichte"
von Hermann Glaser und Norbert Neudecker sowie aus dem zweibändigen Werk „Zug der
Zeit — Zeit der Züge. Deutsche Eisenbahn 1835—1985", herausgegeben zur gleichnamigen
Ausstellung in Nürnberg.

2 Wochenblatt für die Amtsbezirke Offenburg, Oberkirch, Achern, Rheinbischofsheim, Kork,
Gengenbach, Haslach und Wolfach, Redaktion, Druck und Verlag von J. Otteni, Stadtarchiv
Offenburg (StAO) Bestand 14.

3 Gemeinderatsprotokoll vom 20. März 1844, Vermerk Nr. 1120, StAO Bestand 10.

4 Rudolf Friedmann, 125 Jahre Eisenbahn in Offenburg, in: „Die Ortenau", 49./1969, S. 118.

5 Der Autor ist Jakob Schnerr. Die „Ludwigs Eisenbahn" besitzt ihren Namen von der Tatsache
, daß König Ludwig 1. von Bayern 1834 ihren Betrieb mit einem auf 30 Jahre befristeten
Privileg ermöglicht und dabei die Genehmigung zur Verwendung seines Namens gegeben hat.

6 Erhard Friedrich Leuchs in der von ihm herausgegebenen „Allgemeinen Handlungszeitung
mit den neuesten Erfindungen und Verbesserungen im Fabrikwesen, und in der Stadt- und
Landwirtschaft" am 2. Januar 1833.

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