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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 123
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nen die Klöster um Straßburg als religiöse Zentren erhöhte Bedeutung, zumal
auch der Besitz des Straßburger Bistums in katholischer Hand noch gar nicht
gesichert war. In diesen kritischen Jahren kurz nach 1600 versuchte vor allem
der Gengenbacher Abt Johann Ludwig Sorg, sein Kloster in engere Beziehungen
zur Bursfelder Vereinigung zu bringen. Die Entwicklung lief so, daß der
Straßburger Weihbischof Peetz alle sieben Äbte und Konvente seines Bistums
1607 kurzerhand erneut auf die Bursfelder Union vereidigte und zwar ohne
Rücksicht darauf, ob sie früher schon einmal der Bursfelder Gemeinschaft zu
Gehorsam verpflichtet waren oder nicht. Alles schien gut geregelt zu sein, um
die Klöster zu stabilisieren und zur alten Bedeutung zurückzuführen.

Ein Ereignis mit tiefgreifenden Folgen sollte dem Lauf der Dinge jedoch eine
andere Richtung geben. Kardinal Karl von Lothringen zog sich 1607 aus seinem
Straßburger Bistum zurück und starb in Nancy. Er hatte noch den Erzherzog
Leopold von Österreich nach Straßburg geholt, der ein Jahr später
zum Bischof gewählt wurde. Bruder des Kaisers Ferdinand II. und aus einer
erzkatholischen Familie stammend, verhinderte Leopold durch seine Wahl die
Wiederholung des Versuchs, das Bistum Straßburg in protestantische Hände
zu bringen. Im Gegenteil, er widmete sich mit Feuereifer den geistlichen und
weltlichen Angelegenheiten seiner Diözese und trug viel zur Hebung und Förderung
des religiös-sittlichen Lebens im Elsaß bei. Als Schüler der Jesuiten
versicherte er sich der besonderen Unterstützung der Societas Jesu, für die er
in Ensisheim, Schlettstadt, Rufach und Hagenau Kollegien einrichtete und deren
Molsheimer Kollegium er 1617 in den Rang einer Theologischen Hochschule
erhob, in die auch andere Klostergemeinschaften ihre Studenten zur
Ausbildung schicken mußten. Das brachte gewisse Spannungen mit sich, vor
allem als 1616 Erzherzog Leopold seine sieben Benediktineräbte zu sich berief
und ihnen zu verstehen gab, daß er deren Klöster von der Bursfelder Union
lostrennen wolle, Bursfelder Äbte nicht mehr als Klostervisitatoren anerkennen
werde und die Fratres ihre theologischen Studien nicht mehr im Bursfelder
Seminar in Köln, sondern bei den Jesuiten in Molsheim zu absolvieren
hätten. Davon hänge künftig sogar die Erteilung der heiligen Weihen ab.

In diesen Vorgängen werden die Jesuiten als treibende Kraft sichtbar, die
größtes Interesse daran hatten, die Erziehung des gesamten Welt- und Ordensklerus
in ihre Hände zu bekommen. Es versteht sich von selbst, daß der Einfluß
der Jesuiten auf die Benediktinerklöster so lang nicht gelang, so lang diese
bei der Bursfelder Kongregation verblieben und dort einen festen Rückhalt
hatten. Eine Loslösung und die Gründung einer eigenen Diözesankongrega-
tion mußte die Benediktiner um Straßburg in die Gewalt des Bischofs und derer
, die hinter ihm standen, führen. Vierzig Jahre später, 1654, klagten unsere
sieben Äbte mit bewegten Worten: „Wie ist die Trennung von Bursfeld nur
vor sich gegangen? Egoistische Personen haben dem Bischof diese unglückliche
Trennung angeraten. Unter dem Wahlspruch „ad maiorem dei gloriam"
(Zur größeren Ehre Gottes) suchten die Hinterlistigen nur sich selbst." Dieses

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