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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 125
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komplexes verdiente Augustinus Müller, der kunstsinnige Paulus Seeger und
der als schroff verschriene Benedikt Riescrjer, die sich als Präsidenten und Redaktoren
neuer Kongregationsstatuten profilierten. Was Erzherzog Leopold
vom Straßburger Bischofsstuhl her erzwungen hatte, ließ sich nach der päpstlichen
Anerkennung der Kongregation nicht mehr halten. Einerseits sehnten
sich die Mönche nach väterlichem Wohlwollen und kindlicher Ergebenheit im
Verhältnis zum Abt und lehnten schrankenlose Macht des Prälaten und
knechtische Furcht der Untergebenen ab. Andererseits waren aber weder
kirchliche noch weltliche Gewalten bereit, den Abteien die Rückkehr zu früheren
Freiheiten zu ermöglichen.

Die päpstliche Anerkennung beseitigte für die Straßburger Benediktinerkongregation
nicht alle Schwierigkeiten. Denn nach der Einbeziehung des Elsasses
unter die Herrschaft der französischen Krone erwuchsen neue Schwierigkeiten
durch die französische Verwaltung, die vor allem beim Visitationsrecht in den
Klöstern die neuen staatlichen Gegebenheiten berücksichtigt sehen wollte. Das
hinderte die in der Straßburger Schicksalsgemeinschaft verbundenen Benediktiner
allerdings nicht daran, unter sich und vor allem mit dem blühenden Kloster
Senones im Lothringischen rege Beziehungen zu pflegen. Theologische
Studien, Wissenschaft, bildende Kunst, Musik und Unterricht wurden nicht
nur im Dienst der Klöster betrieben, sondern auch für die Seelsorge eingesetzt.

Im letzten Jahrhundert des Bestehens zeigt sich uns — und das wird deutlich,
wenn wir die klösterlichen Hinterlassenschaften in der aufgebauten Ausstellung
betrachten werden — eine reiche, bunte, vielfältige Welt des Barock, die
nach der Theologie ausgerichtet war und deren Geistigkeit ihr Maß von den
Letzten Dingen nahm. Eindrucksvolle Kloster-, Kirchen- und Pfarrhausbauten
bis hin zu den liturgischen Gerätschaften und Resten der einst wohlbestückten
Bibliotheken demonstrieren, was die Klöster für unsere Landschaften
rechts und links des Oberrheins geleistet und bedeutet haben. Ein eigener
Kulturkreis der Straßburger Benediktiner läßt sich z.B. an den von einer Abtei
zur andern weiterempfohlenen Baumeistern wie Peter Thumb, an Künstlern
wie Bildhauer Philipp Winterhaider oder Maler Franz Joseph Stoeber ablesen.
Alle Unternehmungen und Künste dienten zuguterletzt dem Klosterleben und
der Seelsorge. Es wurde damit versucht, die Heilsgeschichte darzustellen, zu
aktualisieren, ins tägliche Leben der Menschen einzubeziehen. Die in einer alle
Kräfte fordernden Anstrengung entfachte Barockfrömmigkeit schenkte den
Menschen während des 17. und 18. Jahrhunderts eine im Religiösen geborgene
Lebenssitutation. Die Klöster der Straßburger Benediktinerkongregation
hatten dazu kräftig beigetragen, bevor den elsässischen Abteien 1792 der
Sturm der Französischen Revolution das Lebenslicht ausblies. Auf unserer
Rheinseite öffnete 1803 nach dem Reichsdeputationshauptschluß die sogenannte
Säkularisation der Ländergier der Fürsten Tür und Tor und löschte die
vier verbliebenen Klöster der Ortenau mit ihrer tausendjährigen Kultur aus.

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