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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 192
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hunderts reagierte die bäuerliche Bevölkerung mit einem gesteigerten Selbstbewußtsein
, mit einer deutlichen Tendenz zur Trotzhaltung. Denn der Bauer
wurde sich immer mehr bewußt, daß die anderen Stände mehr oder weniger
von seiner Hände Arbeit lebten. Hieraus schöpfte er ein bisher nicht gekanntes
Selbstbewußtsein seines Wertes. Im „Meier Helmbrecht" empfiehlt der
besorgte Vater seinem Sohn, doch lieber bei dem guten Auskommen eines
selbständigen Bauern zu bleiben als das Leben eines armen „hofmannes" zu
führen78. In einem der Antineidhart-Lieder heißt es:

,,Nu sag her, her Nithart, wer sol rüsten, hacken und waer nicht der
doerper in dem lande wir vor hunger müssten dorren im (dem Herrn)
die backen"79.

Doch nicht nur der Sohn des Meier Helmbrechts strebt nach Höherem, auch
in einem der Neidhart-Lieder sagt die Tochter zu ihrer besorgten Mutter, die
den Umgang mit einem Ritter nicht passend findet:

„sliezet mir den meier an die versen!
ja truwe ich stolzem ritter wolgehersen.
Zwui sol ein gebuwer mir ze man?
er enkam

mich nach minem willen niht getriuten.
Er, waen, min eine muoz gestan."

An anderer Stelle heißt es:

„Kein Gozbreht kumt zu minem libe,
mich mache ein edel knecht zeinem wibe"80.

Noch prägnanter drückt sich das bäuerliche Selbstbewußtsein in dem Ende des
14. Jahrhunderts aus England herübergekommen und auch in Deutschland
weit verbreiteten Spruch aus:

„Als Adam grub und Eva spann,
wo war da der Edelmann?"

In einem dem Winkeldrucker zugeschriebenen Gedicht hört sich das dann so
an:

„Nun wollt ich wissen also gern,

wann die Edelleut herkommen wern.

Sintemal das dy pösen und dy frumen

nit mer dann von Adam und Eva sint kumen.

Da Adam reutet und Eva span,

wer was die zeit da ein edelman?"82

Anders ausgedrückt, der soziale Druck der Stadt und des niederen Adels auf
das Bauerntum erzeugte einen Gegendruck. Der Bauer, von den anderen Stän-

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