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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 193
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Adam hackt und Eva spinnt. Holzschnitt
aus dem Heilsspiegel von Ri-
chel, 15. Jahrhundert

den in eine soziale Isolation gedrängt, entwickelte nun bewußt und nicht mehr
als bloße Überlebensmechanismen Denk- und Verhaltensweisen, die zum
Schutz seines Selbstbewußtseins dienten. Diese sind zwar allgemein menschlich
, aber in ihrer Verdichtung und Ausformung der ländlichen Umgebung
und Lebensweise angepaßt. Traditionsgebundenheit und das Beharren auf
dem Erprobten werden in dieser Epoche zu wesentlichen bäuerlichen Werten
und bestimmen auf lange Zeit ihre Lebensweise83. Das neue Selbstbewußtsein,
das in erster Linie im Lebensgefühl der wirtschaftlich potenteren Bauern zum
Tragen kam, stieß auf dem Land auf das Standesbewußtsein des dort ansässigen
Niederadels, der in einer tiefen Krise steckte. Denn nach außen unterschied
sich die Lebensweise des Großbauern von der des Landritters nur wenig
oder gar nicht. Für beide war sie eine typisch bäuerliche, beide bestellten eigenhändig
ihre Felder84. Einen solchen „Krautjunker" beschreibt z. B. Hartmann
von der Aue in seinem „Armen Heinrich"85. Je mehr sich die äußere
Angleichung vollzog, desto nachhaltiger drängten die potenteren unter den
Bauern auf die Beseitigung der Standesschranken. Die reichsten unter den
Bauern versuchten, die sozialen Barrieren durch die Einheirat ihrer Kinder in
den Niederadel zu durchbrechen. Dort wo es nicht gelang, durch Familienverbindung
die „Gott gewollte Ordnung" zu durchbrechen, versuchte man bisweilen
durch maßlose Übertreibung in der Kleidung oder beim Tanz auf dem
Dorfanger den Adel nachzuahmen. Neidhart gießt in seinen Liedern verschiedentlich
beißenden Spott über die „gecken" Bauernburschen aus.

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