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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 202
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Der Raum Herbolzheim im 14. Jahrhundert

Wirtschaft und Gesellschaft des nördlichen Breisgaus nach dem Güterbuch
des Klosters Tennenbach*

Norbert Ohler

Jubiläen bieten Gelegenheit zu danken. Wir verdanken es zu einem ganz kleinen
Teil unserem eigenen Verdienst, daß wir heute — trotz Unfriede und Unsicherheit
in der Welt — in gesichertem Wohlstand Feste feiern können. Wir
sind uns meist nicht der Tatsache bewußt, wie tief wir in der Schuld unserer
Eltern, Großeltern und früherer Generationen stehen. Wir halten es für selbstverständlich
, daß wir Bäche und Flüsse trockenen Fußes überqueren, daß wir
uns auf länder- und völkerverbindenden Straßen schnell fortbewegen können,
daß Steine von den Feldern gelesen, Sümpfe in fruchtbares Ackerland verwandelt
worden sind, so daß rings um Herbolzheim vielfältige Feldfrüchte angebaut
werden können; wir halten es für selbstverständlich, daß in Herbolzheim
ein wohlschmeckender, bekömmlicher, weithin geschätzter Wein wächst. Vor
vierzig Jahren wurde den Menschen plötzlich bewußt, wie zerbrechlich unsere
Welt ist: Brücken waren gesprengt, Lebensmittel bewirtschaftet und oft von
schlechter Qualität, Wein nur dank guter Beziehungen zu bekommen. Zerstört
war, was Generationen in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut hatten.

Damit bin ich mitten in meinem Thema: Wirtschaft und Gesellschaft des
nördlichen Breisgaus nach dem Güterbuch des Klosters Tennenbach1. Tennenbach
liegt 12 km von Herbolzheim, 4 km nordwestlich von Emmendingen entfernt
. Dort wurde um 1160 ein Zisterzienserkloster gegründet2. 1317 legte ein
Mönch dieser Gemeinschaft, Johann Zenlin, ein Buch an, das er 1341 — inzwischen
Abt geworden — abschließen konnte und in dem er Besitzungen und
Rechte seines Klosters verzeichnete. In der von Friedrich Hinn kenntnisreich
und liebevoll zusammengestellten Ausstellung, die gleich eröffnet werden
wird, finden Sie an zentraler Stelle Auszüge aus diesem Buch. Die Einträge zu
Herbolzheim füllen in der Handschrift 42 Spalten, entsprechend 25 engbedruckten
Seiten; nur zu wenigen Orten (z.B. Malterdingen und Mundingen)
bringt das Güterbuch umfangreichere Einträge. Wie Ihnen die ersten, aus dem
Lateinischen übertragenen Zeilen zu Herbolzheim zeigen mögen, tritt uns eine
fremde Welt entgegen, fremd, was Recht, Wirtschaft, Maße, Sprache angeht:
„Zinsen und dort zinspflichtige Güter. Zunächst am Morsberg 2 Mannhaut
Reben, die der Wöplinger genannte Mann hatte, oberhalb der Reben von Frau
Inwenin. Davon gibt man uns jährlich nach Erbrecht 4 Viertel Rotwein und
als Erschatz 2 Viertel." Späterer Nachtrag: „Jakob Spilmans hat sie jetzt."
Ich möchte Sie einladen, von diesem Eintrag ausgehend einen Blick in das
Tennenbacher Güterbuch zu werfen. Vielleicht gewinnen auch Sie den Ein-

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