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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 203
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druck, daß die Beschäftigung mit einer fernen Welt Fragen unserer Gegenwart
überraschende Tiefenschärfe verleihen kann3.

Tennenbach erhielt von den Reben in Herbolzheim jährlich Abgaben in Form
von Rotwein. Hier könnte man nun fragen: Brauchten die Mönche Wein?
Warum tat es nicht Wasser? Sie hatten sich doch für ein Leben der Askese entschieden
! Dazu ist folgendes zu sagen: Das Leben dieser Männer sollte sich an
zwei normativen Schriften orientieren, der Bibel und der Regel des hl. Benedikt
. Im Alten Testament heißt es, und diese Stelle war auch Mönchen wohlbekannt
: „Der Wein erfreut des Menschen Herz". Und im Neuen Testament
wird berichtet, Jesus habe als erstes seiner Zeichen auf der Hochzeit zu Kanaa
Wasser in Wein verwandelt4. Benedikt, der Vater des abendländischen
Mönchtums, war in der Mittelmeerwelt so stark verwurzelt, daß er seinen
Mönchen den Genuß eines bestimmten Maßes Wein täglich zugestand, wenn
auch nicht ohne Bedenken5. Der Wein wurde mit Wasser vermischt, wie es in
romanischen Ländern heute noch Brauch ist. In Maßen genossen, regt er den
Kreislauf an; nicht von ungefähr bringt Rotkäppchen der Großmutter ja auch
Wein als Geschenk mit. — Im Mittelalter war das Trinkwasser häufig verseucht
; noch heute können Sie im Breisgau mancherorts das unmittelbare
Nebeneinander von Brunnen und Dungstätte beobachten. Zwar waren die
Menschen dann von Jugend an durch den Kreislauf der Krankheitserreger gegen
manche Infektion immunisiert; doch gesünder lebte, wer seinen Durst mit
einem Getränk löschte, das allenfalls abgetötete Krankheitskeime enthielt.
Vielleicht erklärt es sich auch mit dieser Lebensweise, daß Mönche oft ein hohes
Alter erreichten.

Der Autor und sein Werk

Es spricht für das Selbstbewußtsein Zenlins, daß er sich in der zweiten Initiale
des Güterbuches wie die Gründerväter Benedikt und Bernhard hat darstellen
lassen: Knieend, graues Gewand, Tonsur, zum Gebet gefaltete Hände, der
Abtsstab als Herrschaftszeichen. Unter ihm, am Schreibpult sitzend, ein Konverse
, an Gewand und Strick als Mönch, am Bart als Laienbruder zu erkennen
, und ein Bauer. Dessen Aussagen werden im Buch als bindende Richtschnur
für kommende Generationen festgehalten.

Zenlin hat eine gewaltige Aufgabe angepackt und in jahrzehntelanger Arbeit
zu glücklichem Ende geführt: Tennenbach hatte in den fast zweihundert Jahren
seit seiner Gründung eine Unzahl größerer und kleinerer Liegenschaften
zum Geschenk erhalten, gekauft oder getauscht, die über Hunderte von Orten
verstreut waren. Wollte man diesen Besitz vor Entfremdung bewahren, war eine
Inventarisierung dringend geboten, auch als Hilfe für den jeweiligen Verwalter
der Klostergüter. 700 zweispaltige Seiten des Güterbuches hat Zenlin
größtenteils mit eigener Hand beschrieben, in mustergültig klarer Schrift. Seine
Einträge zu Recht, Wirtschaft, Pächtern, Bauern weisen ihn als Mann mit

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