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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 206
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gehörige Orte auseinandergerissen. Über diese und andere Grundsätze der Anlage
gibt Zenlin sich und dem Leser im Vorwort Rechenschaft:
„Konstanten", d.h. Besitzungen, Zinsen, Rechte werden in das Buch eingeschrieben
; „Variablen" dagegen, die Namen der Pächter, schreibt Zenlin,
werden auf einem Zettel notiert „wegen der Sterblichkeit und des Wechsels
der Menschen; diese Zettel, die nach Bedarf ausgetauscht werden können,
werden mit Leim auf dem Pergament befestigt werden" (3/8). Dank dieser
durchdachten Anlage konnte das Güterbuch ein halbes Jahrtausend lang der
Betriebsführung des Klosters und gegebenenfalls dem Gericht als Beweismittel
dienen; wiederholt mußte es vor der verständlichen Zerstörungslust Abgabepflichtiger
in Sicherheit gebracht werden.

Wirtschaft im Raum Herbolzheim

Tennenbach hatte in Herbolzheim, wie aus der ersten Zeile des Eintrages hervorgeht
, Zinsen und zinspflichtige Güter. Diese werden oft genau beschrieben
. Das Güterbuch konnte den Mönchen nur deshalb so lange Zeit gute
Dienste leisten, weil zu Äckern, Wiesen, Gärten, Reben, Wald ins einzelne gehende
Angaben gemacht werden: Lage, Größe, Anrainer, Pächter, Vorbesitzer
, Art und Höhe der Abgabe, Grund für die Eigentumsübertragung usf.

Vielerorts kann man keine genauen Aussagen dazu machen, wann der Übergang
von der extensiven Zwei- zur intensiveren Dreifelderwirtschaft10 erfolgte;
diese war nach Ausweis der Einträge im Güterbuch in der ersten Hälfte des
14. Jahrhunderts in Herbolzheim weit verbreitet: Wiederholt ist davon die Rede
, im ersten Jahr sei Roggen oder Weizen, im zweiten Gerste oder Hafer, im
dritten dagegen nichts abzuliefern (sed tercio anno, quando sunt in brache, ni-
chil datur; 491/1197). Der Wechsel Winterfrucht, Sommerfrucht, Brache bestimmte
die badische Landwirtschaft bis ins 19. Jahrhundert. Die Brache
diente als Viehweide, auf die man vor Einführung der Stallfütterung nicht verzichten
konnte; möglicherweise bot sie auch dem Dorfarmen die Chance, sich
ein Stück Großvieh zu halten. In späterer Zeit trat an die Stelle der Brache
mehr und mehr der Anbau von Kartoffeln und Rüben. Vielerorts hat man die
Bewirtschaftung der Felder heute weiter intensiviert: Gezielte Düngung und
Schädlingsbekämpfung machen es möglich, dieselbe Frucht mehrere Jahre
nacheinander anzubauen. Der Preis dieser Maßnahme wird uns immer stärker
bewußt: Unsachgemäß gegeben, vergiften Schädlingsbekämpfungsmittel und
chemische Dünger den Boden, gefährden Flora und Fauna von Feldern und
Weinbergen, belasten über Feldfrüchte und tierische Produkte auch uns mit
Schadstoffen. Das Ziel — Erträge steigern, Verluste mindern — hat die heutige
mit der mittelalterlichen Landwirtschaft gemeinsam. Man kann sogar sagen
, daß die mittelalterliche Dreifelderwirtschaft mit ihrem Brachejahr recht
erfolgreich gewesen ist: Der jährliche Produktionsverzicht auf einem Drittel
der Anbaufläche lief auf die gezielte Bekämpfung schädlicher Pflanzen und
Tiere hinaus.

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