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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 208
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rechtzeitig Vorräte anzulegen; kurzfristig konnten sie auch ein Vielfaches des
üblichen Preises zahlen für Brotgetreide, den Hauptbestandteil der menschlichen
Nahrung, oder sie waren in verschiedenen Landesteilen, vielleicht sogar
Ländern begütert. Lokale Mißernten wurden für sie dann nicht mehr existenzbedrohend
. Tennenbach hatte Besitzungen in Markgräflerland, Breisgau, Or-
tenau und Elsaß, ferner im Raum Villingen12. Besitzstreuung bot Nach- und
Vorteile: Ferngelegener Besitz verursachte unverhältnismäßig hohen Verwaltungsaufwand
und war, zumal wenn es sich um kleine Parzellen handelte,
noch stärker als anderer Besitz dem Risiko der Entfremdung ausgesetzt. Im
Zuge einer „Verwaltungsrationalisierung" strebten adlige und klösterliche
Landeigentümer seit dem Hochmittelalter nach Besitzabrundung13. Tennenbachs
Besitz erstreckte sich von Nord nach Süd und von West nach Ost „nur"
über jeweils drei Tagereisen (die Entfernung Friesenheim-Bellingen und Bies-
heim/Elsaß-Schwenningen beträgt jeweils etwa 75 km); eine Besitzkonzentration
durch Kauf und Verkauf sowie Tausch war hier weniger nötig als bei
manchem anderen Kloster. Erhebliche Vorteile bot eine Streuung des Besitzes
aus folgenden Gründen: Das Kloster erschien nach außen nicht als reich; von
wenigen Eingeweihten abgesehen, wußte niemand genau, was den Mönchen
alles gehörte. Wichtiger dürfte ein anderer Gesichtspunkt gewesen sein: Besitzstreuung
lief auf Risikostreuung hinaus. Hatte ein Hagelschlag die Weizenernte
am Tuniberg vernichtet, so wurde im Raum Herbolzheim vielleicht
eine gute Ernte eingebracht.

Es genügt nicht zu produzieren, wie heute auch die sogenannten Entwicklungsländer
zeigen; man muß die Erträge bis zur Weiterverarbeitung bzw. bis
zum Verzehr angemessen lagern können. Wie andere Zisterzienser, so haben
auch die Tennenbacher Mönche inmitten ihrer Besitzungen Wirtschaftshöfe
angelegt. Wiederholt ist in den Einträgen von „curia nostra" (206/479) bzw.
von „grangia ... in villa Herbolzheim in smide gassun" die Rede (214/494),
vom Wirtschaftshof im Dorf Herbolzheim in der Schmiedegasse14. Zu einer
Grangie — der Name leitet sich von „granum" (das Korn) ab, — gehörten neben
Wohn- vor allem Wirtschaftsgebäude, d.h. Ställe, Scheunen, Speicher,
Mühlen, Werkstätten, Trotten; dazu kam gelegentlich auch eine eigene Kapelle
, in der für die hier Arbeitenden der Gottesdienst gefeiert wurde. Von solchen
Höfen aus wurden Ländereien, Weiden, Teiche, Flüsse und Wälder bewirtschaftet
. In Teichen wurde intensive Fischwirtschaft betrieben; Flüsse und
Bäche, von den Zisterziensern systematischer als von ihren Zeitgenossen zur
Energiegewinnung genutzt, trieben Korn-, Öl- und Sägemühlen sowie Hammerwerke
an. Der Wald lieferte Bau- und Brennholz, Holzkohle und Honig,
im Herbst mit Eicheln und Bucheckern Mastfutter für die Schweine.

Ursprünglich arbeiteten auf diesen Höfen Konversen, Laienbrüder15. Der Name
rührt daher, daß diese sich von der Welt und ihrem Betrieb abgekehrt und
dem geistlichen Leben zugewandt hatten. Sie unterstanden einem Meister, der
dem für die Wirtschaftsführung des Klosters verantwortlichen Kellermeister

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