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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 210
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0210
Ein Wort zu den vielen Brunnen'9, die das Güterbuch in Herbolzheim erwähnt
: Bau und Unterhaltung erfordern Spezialkenntnisse, die nicht jedermann
hat; Brunnenbau war deshalb so kostspielig, daß auch wohlhabende
Häuser sich oft keine eigene Wasserstelle leisteten; eimerweise wurde das
Trinkwasser vom nächsten Brunnen geholt. Wir möchten heute den Komfort
nicht missen, den fließend warmes und kaltes Wasser an mehreren Zapfstellen
in der Wohnung bedeutet. Doch muß diese Annehmlichkeit bezahlt werden,
nicht nur mit Geld, sondern auch mit einer weiteren Vereinzelung der Menschen
. Konkret gesprochen: In früheren Zeiten war der Platz vor der Kirche
und der Brunnen das, was wir heute hochtrabend „Kommunikationszentrum"
nennen würden: Die Menschen sahen sich täglich, oft mehrfach, am Brunnen,
der vielleicht — wie es im Liede heißt — „vor dem Tore" lag. Hier begegnete
man Einheimischen und Fremden, erfuhr, was es Neues gab und hatte Zeit zu
einem die Nachbarschaft stärkenden Schwätzchen; das heute gefürchtete Ge-
vfühl der Isolierung konnte gar nicht erst aufkommen. Im Herbolzheim des
14. Jahrhunderts trugen die Brunnen oft eigene Namen, vielleicht ein Hinweis
darauf, daß sie den Menschen wie beseelte Wesen erschienen; nach einem wurde
sogar eine Straße benannt. Möglicherweise hat auch der Name „keckbrunnen
gasse" (230/521) die Jahrhunderte überdauert, wie die Namen „rintgasse"
(209/486; heute Ringstraße) und „smida gasse" (210/487).

Das Güterbuch erwähnt ein „nidertor" (210/487), das Zinsbuch von Etten-
heimmünster ein Obertor20. Bei dem „dorfe graben" (212/491) dürfte es sich
um den späteren Stadtgraben handeln, der entlang der heutigen Friedrichstraße
von der Bundesstraße bis zur Eisenbahnstraße führte; erst um 1900 eingedolt,
dient er noch heute als Abwasserkanal.

Abgaben

Die im Güterbuch festgehaltenen Abgaben verweisen auf die landwirtschaftliche
Produktion in dem jeweiligen Ort. Tennenbach bezog aus Herbolzheim
neben dem eingangs erwähnten Rot- auch Weißwein, ferner Winter- (Roggen,
Weizen, Einkorn) und Sommerfrucht (Gerste und Hafer), Hühner und Kapaune
sowie Wachs. Hafer verweist nicht nur auf den Haferbrei, lange Zeit
die Hauptspeise armer Leute, sondern auch auf Pferdezucht. Der Bauer konnte
sich damals wohl nur ausnahmsweise ein Pferd als Zugtier leisten; noch vor
zwanzig, dreißig Jahren sah man gelegentlich im Breisgau Ochsen vor den
Pflug gespannt. Geflügel war auch von armen Bauern, die sich kein Großvieh
erlauben konnten, als Abgabe aufzubringen. Wachs war, zumal in Kirchen,
für Beleuchtungszwecke immer willkommen, da es fast geruchlos verbrennt.
Auch Nüsse werden gelegentlich als Abgabe erwähnt (z.B. 225/511); man
schätzte sie als nahrhafte, wohlschmeckende und leicht lagerfähige Nahrung
für den Winter und für die Reise.

Die Abgaben begegnen in Form von Naturairente, Natural- und Geldrente
oder nur als Geldrente. Auch diese Verschiedenheit läßt sich mit dem Streben

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