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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 212
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Nutzfläche mit Getreide eingesät werden. Die Bauern konnten nur wenig Vieh
halten, noch weniger durch den Winter bringen; deshalb fiel kaum Dünger an,
und die Erträge blieben niedrig. Insgesamt ist Europa aus diesem Teufelskreis
erst im 19. Jahrhundert herausgekommen. Daß die Menschen sich über die
Zusammenhänge zwischen Düngung und Ertrag im 14. Jahrhundert klar waren
, daß sie eine Intensivierung der landwirtschaftlichen Produktion anstrebten
, macht eine andere Bestimmung deutlich: Ein Abgabepflichtiger muß
jährlich fünfzehn Karren Dünger zur Fastenzeit, also im Frühjahr, zum günstigsten
Zeitpunkt, auf die Äcker der Tennenbacher fahren (224/510f.).

Die intensive Bewirtschaftung der Ländereien ermöglichte den Zisterzienserklöstern
, landwirtschaftliche Überschüsse zu produzieren. Für Tennenbach
war es ein Glücksfall, daß seine Besitzungen im Einzugsgebiet von städtischen
Märkten lagen. In Staufen, Neuenburg, Freiburg, Kenzingen, Endingen, Et-
tenheim hatte Tennenbach Wirtschaftshöfe, in denen für den Verkauf bestimmte
landwirtschaftliche Produkte gelagert wurden und von denen aus
man den Markt beobachten konnte; das spekulative Ausnutzen von Preisschwankungen
war wirtschaftlich versierten Mönchen durchaus vertraut. Mit
den Erlösen wurden weitere Liegenschaften und Rechte gekauft, z. B. in Brog-
gingen (73/125) und Langenbogen (286/681). Als Verkäufer kamen nicht nur
verarmte Adlige23 in Frage, sondern auch andere Zisterzienserklöster, die vielleicht
daran interessiert waren, ihren Besitz abzurunden und ferngelegene Liegenschaften
abzustoßen.

Recht

Eine zentrale Frage blieb bislang unbeantwortet: Wie kam das Kloster Tennenbach
an den vielfältigen Besitz in Herbolzheim und in 232 weiteren Orten?
Zenlin gibt sich meist nicht damit zufrieden, die Tatsache des Eigentums oder
der Abgabe zu vermerken, vielmehr bringt er mehr oder weniger ausführliche
Angaben zum Vorbesitzer und zu den genauen Umständen, die zu dem Eigentumsübergang
auf Tennenbach geführt haben; gelegentlich schreibt er seitenweise
Urkunden aus dem Klosterarchiv ab, deren Originale verlorengegangen
sind und die wir deshalb nur aus diesem Buch kennen. Oder er begnügt sich
mit knappen Zusammenfassungen des Urkundeninhaltes. Stolz und einen Anflug
von Unsicherheit verraten seine wiederholten Bemerkungen, das Kloster
habe „besiegelte Urkunden", ,,gute mit echten Siegeln besiegelte Urkunden"
(215/496), „mit den Siegeln der Herren von Üsenberg, der Stadt Kenzingen
und des Zoller genannten Ulrich besiegelte Urkunden" (214/495). In Urkunden
heißt es oft, die Eigentumsübertragung solle auf ewige Zeiten gelten (z. B.
286/681); doch gerade kirchliche Einrichtungen haben im Laufe der Geschichte
immer wieder die Erfahrung gemacht, daß je nach den Zeitumständen die
Erben und die nachwachsenden Generationen sich nicht an die Abmachungen
ihrer Vorderen gehalten haben. Daher wird dann etwa an einer Stelle betont,
man habe besiegelte Urkunden, daß im Jahre 1316 Sophia, Herrin von Hor-

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