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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 215
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1986/0215
Freiburg das Dominikanerinnenkloster Adelhausen seine Güter aufschreiben:
Von verschwindenden Ausnahmen abgesehen, ausschließlich in Deutsch. Offensichtlich
gingen auch in Klöstern in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
die Lateinkenntnisse zurück (also nicht erst bei unseren Kindern, wie manche
Lehrer heute klagen!). Gleichzeitig wurde die deutsche Sprache geschmeidiger
, so daß sich in ihr sogar übersinnliche Wahrnehmungen wiedergeben ließen
; das zeigt die auch im südwestdeutschen Raum verwurzelte Mystik. Zweihundert
Jahre nach Anlage des Güterbuches fand Luther eine weitgehend
durchgeformte, bildreiche, ausdrucksstarke Sprache vor, die er bei der Bibelübersetzung
genial einzusetzen wußte.

Zenlin beherrscht das Lateinische und das Deutsche. Dieses verwendet er im
Interesse der Eindeutigkeit vor allem dann, wenn Personen- und Flurnamen,
Abgaben u. ä. verständlich wiedergegeben werden sollen. Der einziehende Beamte
hatte es in aller Regel mit Analphabeten zu tun. Wollte er nicht unverständlich
bleiben, so mußte er Namen so aussprechen, daß klar war, welche
Person und welches Zinsgut bzw. Flurstück gemeint waren. Wie solche Einträge
formuliert wurden, sei an zwei Beispielen erläutert; zunächst die Übertragung
: „Ferner im Herbolzheimer Bann zehn Joch Acker, die .Hezzels Brache
' genannt werden; sie liegen an dem Weg, über den man nach Ringsheim
geht, und am Eichholz." Nun das Original: ,,Item in Herbolzheimer ban 10
jugera agri dicunter Hezzels brache, sita an dem weg, qua itur versus Rins-
heim, und an dem eichholz" (288/685). Oder: „Weitere 12 Juchart auf dem
oberen Feld; oben grenzen sie an die hundert Juchart, die an der Straße in dem
Winkel an der Bleiche liegen, halb im Kenzinger, halb im Herbolzheimer
Bann; diese sind ein echtes Eigengut unseres Klosters und von ihnen wird kein
Zehnt gegeben, da es sich um einen Neubruch handelt, der auf unsere Kosten
urbar gemacht worden ist." Nun das Original: „Item uf dem obern velde
obenan stozent an die 100 juchart an die strasze in dem winkel an die bleicha
12 jugera, halb in Kenzinger ban et altera pars in Herbolzheimer ban, et sunt
verum allodium nostri monasterii et nulla decima datur de eis, quia novalia
fuerant sumptibus nostris ad cultum redacta (288/684).

Das kirchliche Leben

Dieser Bereich wurde bislang weitgehend ausgeklammert; dabei spiegelt sich
das kirchliche Leben in diesen vorwiegend der Wirtschaft gewidmeten Aufzeichnungen
in vielfältiger Weise. Heiligenfeste bestimmen den Jahresablauf;
im Bewußtsein weiter Bevölkerungskreise leben davon wohl nur noch Martini,
Nikolaus und Silvester weiter. Aus Herbolzheim werden erwähnt die „Kapelle
bzw. untere Margaretenkirche" (207/482), deren Restaurierung so erfreuliche
Fortschritte macht, und die „Kirche vor dem Friedhof an der Straße"
(210/488). Fast in allen Orten liegt die Kirche wenn schon nicht an zentraler,
so doch an leicht zugänglicher Stelle — hier an einer Straße und in unmittelbarer
Nachbarschaft des Friedhofes: Auf dem Weg zur Kirche, auf dem Weg

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