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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 220
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Laienbrüder liefen fort, vielleicht den Bettelorden zu, oder sie wanderten in
die aufblühenden Städte ab. Infolgedessen sah das Kloster sich gezwungen,
immer mehr Güter zu verpachten, für Langenbogen hält Zenlin ausdrücklich
den Zeitpunkt des Wandels fest: 1326 (290/690).

Das Tennenbacher Güterbuch erhellt blitzlichtartig manche Seiten aus dem
wirtschaftlichen, rechtlichen und gesellschaftlichen Leben im Breisgau zu Anfang
des 14. Jahrhunderts. Es führt in weite Zusammenhänge europäischer
Geistes- und Kirchengeschichte ein, lenkt aber immer wieder den Blick zurück
auf den einzelnen Ort.

Seit unvordenklichen Zeiten kommen die in Herbolzheim Lebenden mit Reisenden
aus vielen Ländern in Berührung, die hier Rast machten. Wertvolle
Anregungen erhielten die hier wohnenden Menschen dadurch, daß zahlreiche
kirchliche und städtische Einrichtungen in Herbolzheim begütert waren.
Geistliche Gemeinschaften haben im Laufe der Geschichte die Spannung zwischen
Ideal und Wirklichkeit oft nicht ausgehalten; zeitweilig traten sie als
menschenschinderische Ausbeuter auf, was weder verschwiegen noch beschönigt
werden soll. Aber die Klöster Tennenbach, Ettenheimmünster, Wonnental
, Waldkirch, Andlau/Elsaß, der Johanniterorden, das Spital zu Kenzingen
brachten die Erfahrungen ihrer Gemeinschaften, oft international organisierter
Verbände, in diesen Raum ein, im Falle Tennenbachs die Erfahrungen des
ganz Europa umspannenden Zisterzienserordens. Direkt oder indirekt wurden
die Menschen im Raum Herbolzheim Nutznießer von Kenntnissen und Fähigkeiten
, über die die Zisterzienser in Acker-, Obst- und Rebbau, Vieh- und
Fischzucht, Bergbau und Metallverarbeitung verfügten.

Die Herbolzheimer haben sich Herausforderungen gestellt, die Klima und
Verkehr, das rechtliche, wirtschaftliche und politische Umfeld sowie die von
den Zisterziensern eingeführten Neuerungen bedeuteten. Daß sie Antworten
auf diese Herausforderungen gefunden haben, davon zeugen die Größe des
Ortes, die Vielfalt der hier ausgeübten Gewerbe, Zahl und Wohlstand der Bewohner
. Generationenlange Aufbauarbeit, jahrhundertelange Mühen fanden
verdiente Anerkennung, als die badische Regierung vor 175 Jahren den Ort,
der längst städtisches Gepräge trug, auch rechtlich zur Stadt erhob.

Anmerkungen

* Vortrag, den der Autor im Rahmen der Festveranstaltung „175 Jahre Stadtrecht der Stadt
Herbolzheim" am 30. März 1985 in Herbolzheim gehalten hat. Für den Druck wurde das Manuskript
geringfügig überarbeitet und um Quellen- und Literaturhinweise ergänzt.

1 Das Tennenbacher Güterbuch (1317-1341). Bearbeitet von Max Weber und Günther Haselier,
Alfons Schäfer, Hans Georg Zier, Paul Zinsmaier (Veröffentlichungen der Kommission für
Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe A, 19. Band) Stuttgart 1969. Zitiert
wird im Interesse einer leichteren Auffindbarkeit nach Seiten- und Spaltenzahl. Um die
Zahl der Anmerkungen nicht unnötig groß werden zu lassen, sind die Nachweise oft im lau-

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