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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 230
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ganze Vororte, Kirchen und Klöster. Man schüttete neue Wälle auf, zog breite
Gräben, schützte die Tore durch „Rondele" und dann zu Specklins Zeit durch
Bastionen, die die ganze Stadt umgaben. Der Sicherheit mußten die Städte ihre
Ausdehnungsmöglichkeiten opfern. Heute, nach der Entfestigung, zeigen
die Städte noch ihre Spuren, jetzt verwandelt in Esplanaden, Boulevards,
Grünanlagen, Ringstraßen, Neubaugebiete des 19. Jahrhunderts.

Von Specklins Plänen wurde nur wenig ausgeführt, so in Straßburg die Anlage
zum Schutz des Rosenecks bei der Finckmatt (sie wurde vermessen beim
Abbruch 1879) und die Bastion vor dem Judentor.

Interessanter und heute noch sichtbar sind die Spuren Specklinscher Bauideen
auf Burg Lichtenberg. Ursprünglich wurde der hohe weithin sichtbare Felsklotz
von drei Türmen überragt. Dies mittelalterliche Bild hat Specklin gründlich
verändert. Die Burg war, wie sie Specklin 1583 in seinem Manuskript zur
Architectura von Vestungen noch festgehalten hat, in dieser alten Form — zudem
„sehr zerfallen" für die praktischen Erfordernisse einer neuen Zeit nicht
mehr verwendbar. Die drei Türme wurden verkürzt, durch eine rückwärtige
Mauer verbunden und zu einer Plattform ausgebaut. Das ursprüngliche Mauerwerk
aus der Erbauungszeit (13. Jh.) der mit einer Art Schildmauer zusammenhängenden
alten westlichen Türme ist im Innern erhalten.

Die Südseite der Burg wurde nach Specklins Plan (der eine Anzahl von Bastionen
ringsum vorsah) in ganzer Höhe von einer aufragenden Bastion geschützt,
deren erhaltene Schießscharten die Südfront beiderseits bestreichen konnten.
Der Aufbau erfolgte mit „lauter quaterstücken . . . ohne beschwerung der
unterthanen, auf seine (des Grafen von Hanau-Lichtenbergs) kosten". Die
Notwendigkeit und die Möglichkeit dazu ergab sich aus der Übernahme der
ganzen Grafschaft Hanau-Lichtenberg und Vereinigung im Jahre 1570 in der
Hand Graf Philipps IV.

Ähnlich ist nach erhaltenem Plan Specklins die Burg Herrenstein über Neuweiler
neu, jedoch weniger aufwendig befestigt worden. An weiteren, z.T.
ausgeführten Projekten Specklins sind zu nennen Stadt und Burg Kaysers-
berg, Beifort, ebenfalls im Auftrag Schwendis (Plan von 1597), Pläne, Modelle
und Gutachten für die Befestigungen von Colmar, Ensisheim, Schlettstadt
und Basel (mit Architektur- und Bau-Ordnung von 1588). Die Ausarbeitung
von Plänen zu Kanalbauten für das 1560 von Pfalzgraf Georg Hans von Veldenz
-Lützelburg erbaute Pfalzburg, ein Vorhaben, das er „für ein unmöglich
werck" hielt, lehnte er ab, um sich nicht „wieder Gott und arme leute zu versündigen
". Ein anderes Mal ging es dem Pfalzgrafen um ein Projekt zum Bau
von Drahthämmern.

Umfangreicher als die Zahl der ausgeführten Arbeiten ist die Anzahl der Projekte
, der ungebauten Festungsarchitektur Specklins, die nur auf dem Papier
entstanden ist, weil sie den Vorstellungen und Möglichkeiten seiner Zeit vor-

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