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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 255
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Straßburg verkauft, liegen in Hundesfeld bzw. Hundisfelt, Marheim, Altheim
und Kuterspurg. Auch beim Wiederverkauf durch den Schwiegersohn Diebolt
Schenke im Jahre 1306 war kein Grundstück in Goldscheuer dazugekommen.
Ebenso betrifft der Güterverkauf von Claus Nope und seiner Frau im Jahre
1387 nur Marlen und Kittersburg17. Als Goldschüre taucht der Ort anscheinend
erstmals in einer Urkunde von 1424 auf18; am 17. Oktober 1457 verkaufte
der Straßburger Nikolaus de Berse dem Pfalzgrafen Friedrich, Herzog von
Bayern, ein Achtel an Marnheim, Küterspurg und Goltschüre19. Schäfer führt
den Namen auf die alte Goldwäscherei zurück20. Ob diese speziell für die Ansiedler
eine Existenzgrundlage bot, läßt sich nicht nachweisen; jedenfalls muß
die Entstehung des Ortes irgendwie in Beziehung zu diesem alten Gewerbe stehen
, das natürlich auch in Marlen ausgeübt wurde. Immerhin wurde berechnet
, „daß der Verdienst eines Goldwäschers in den früheren Jahrhunderten
und in guten Zeiten dem eines Handwerkers entsprach"21.

Mit der Rheinkorrektion stieg die Ausbeute, so daß in einer Beschreibung des
Bezirksamtes Kork vom Jahre 1820 die Rede davon ist, daß unter den 412 Einwohnern
von Goldscheuer noch viele Goldwäscher seien und aus dem Rhein
viel Schreibsand gewaschen und ausgeführt werde22. Zu jenem Zeitpunkt hatte
Marlen 561 und Kittersburg 430 Einwohner; Goldscheuer war demnach noch
das kleinste Dorf, wenn auch nach einer Statistik für 1822 die Differenz zu
Kittersburg sehr knapp war: Marlen zählte 627, Kittersburg 505 und Goldscheuer
492 Seelen23.

Die Beendigung der Rheinkorrektion und das Löschblatt brachten allmählich
die Goldwäscherei und den einträglichen Handel mit dem Streusand, dessen
Verwendung sogar noch in den Gemeindeakten Goldflitter hinterließ, allmählich
zu erliegen; in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde nur
noch vereinzelt als Nebenerwerb Gold gewaschen.

Der beste Hanfsamen der Welt kommt aus Goldscheuer (Grimmelshausen)

Sicheres Einkommen gewährte den Bewohnern der drei Dörfer der Anbau von
Hanf und Weißkohl, wobei Hans Jakob Christoph von Grimmelshausen
(1621—1676) dem Goldscheuerer Hanf in seinem 1668 erschienenen berühmten
Werk „Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch" zu beträchtlichem
Ansehen verhalf, betrugen doch schon die ersten drei Auflagen etwa 6000
Exemplare.

Grimmelshausen wußte, worüber er schrieb, war er doch seit dem 7. September
1649 Schaffner der schauenburgischen Güter in Gaisbach24, dann Schaffner
auf der Ullenburg, Gastwirt in Gaisbach und schließlich seit 1667 bischöf-
lich-straßburgischer Schultheiß in Renchen, wo man vom Hanf- und Flachsbau
lebte und vor dem 30jährigen Krieg 8 Hanfmühlen existierten. Er kannte
sich demnach in der Gegend und ihren wirtschaftlichen Verhältnissen gut aus.

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