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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 284
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„salvegarde" nirgends einquartiert werden konnte. Daher habe er selbst zunächst
die fünf, die nach Meißenheim abgeordnet waren, eine Nacht im Pfarrhaus
behalten, dann die Abordnung für Hofweier mitsamt den Pferden 4 Wochen
lang im Pfarrhof aufgenommen und auf eigene Kosten verpflegt. Er habe
diese nicht nur mit Worten zum Schutz des Dorfes animiert, sondern sich
selbst mit ihnen ins Feld gewagt und die „Marodeurs" aus dem Dorf vertrieben
. So wurden mehr als 100 „fourageurs" verjagt. Auf diese Weise konnten
alle Häuser unversehrt erhalten werden, viel halbgedroschene Frucht und
Stroh und manches andere konnten sie den Herbst ohne sonderlichen Verlust
einheimsen. Als einmal 35 französische Reiter zu Fuß in einem Schopf Zuflucht
gesucht hatten und von 200 deutschen Husaren vertrieben wurden, beschuldigten
die Franzosen die Bauern und drohten, das Dorf einzuäschern. Da
habe er sich beim Offizier „interponiert" und das Dorf wiederum gerettet.
Das alles sei dorfkundig.

Doch Dank kennt man nicht, dagegen macht man ihm Vorwürfe, weil die
Pferde weggenommen worden sind. Niemand frägt nach seinen Kosten, als ob
der Pfarrer von Rechts wegen verpflichtet wäre, die „salvegard" aufzunehmen
und zu verköstigen. Sollten sich solche Vorfälle wiederholen, werden er
sich in den Pfarrhof zurückziehen und den Dingen den Lauf lassen. Der junge
Vogt Matthias Bayer wolle alles besser wissen, und der Amtmann in Offenburg
lache sich ins Fäustchen. Hätte man ein Jahr zuvor seinen Rat befolgt
und den Kirchberg, der so geeignet dazu ist, mit Palisaden befestigt, wie er es
mit dem Pfarrhof getan habe, es hätte alles anders kommen können. Jedenfalls
habe er das Dorf gerettet und der Herrschaft damit gedient.
Diese Schilderung mag etwas verschönt sein, im wesentlichen wird sie wohl
stimmen. In einer von Franckenstein bei der Kirchenbehörde angestrengten
Untersuchung gegen Schmautz vom 20. 2. 1738 wird die Tat des Pfarrers z.T.
getadelt („was der Gemeinde großen Schaden und Ausgaben gemacht habe"),
z.T. anerkannt („habe aber der Gemeinde großen Nutzen gebracht zur Zeit,
als französische Truppen in der Gegend waren; durch seine Anwesenheit, Sorge,
Wachsamkeit — nicht ohne Gefahr für sein Leben und seine eigenen Güter —
seien Häuser und Gebäude erhalten geblieben"); ein Zeuge schränkt ein: das
Haus des Pfarrers und einige in der Nähe gelegenen seien geschützt, die entfernter
gelegenen der Schätzung preisgegeben gewesen.
Zu Beginn der Auseinandersetzungen zwischen Schmautz und der Grundherrschaft
wurden die Palisaden beim Pfarrhof „vom Vogt und seinem Anhang
gewalttätig und ruchlos zerstört und großer Schaden verursacht worden"
(4. 7. 1738 in einer Anklageschrift des Pfarrers nach Straßburg).

5. Schmautz und sein Verhältnis zur Grundherrschaft
,,Papst und Kaiser im Dorf24"

Nach den Auseinandersetzungen zwischen Pfarrer und der Patronatsherr-
schaft sowie zwischen Pfarrer und Gemeinde mag man fragen, wie das Ver-

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