Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 323
(PDF, 109 MB)
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Gegenstände, getrennt nach ihrer Zugehörigkeit zur Großen, Kleinen und der Kapelle
des Aumönier3. Alles wurde insgesamt auf 4516 fl geschätzt. Darunter waren etwa ein
„weis und rothes mit Gold auf beiden Seiten reichgesticktes Meßgewand" für 500 fl,
sechs Infuln (Bischofsmützen), Handschuhe, seine Bischofsstäbe, aber auch mehrere
Paar rotseidene, weiße und grüne Strümpfe und auch mit Points d'Angleterre oder
Brabanter Spitzen verzierte Alben und Chorhemden.

Handschriften und Apparate

Über die (auf 150 fl geschätzte) Bibliothek des Kardinals wurde ein Katalog aufgenommen
, der aber, was schon Batzer bedauert, nicht erhalten ist. Unter Nr. 4 heißt es in den
Beilagen, daß den „Bücher Kathalog der Geheime Rath Abbe Simon noch bei Händen
hat". Das Inventar führt folgende Handschriften auf: eine in Rotsaffian gebundene
Übersetzung des altchinesischen Schu-Ging („Version latine du Livre classique chou-
king pa le P: Michel Benoist Jesuite francais ä Peking"), einige „gedruckte Bögen Chinesischer
Schrift", der „Alkoran in türckischer Sprache auf Pergament geschrieben",
ein Buch „über verschiedene Chimische Operationen" sowie mehrere Manuskripte,
„Rezepte und Medizinische Geheimnisse enthaltend".

Die Neigung Louis Rohans zu Alchimistisch-Entlegenem ist durch seine unkritische Begeisterung
für Cagliostro bekannt. In seiner Bibliothek stand die Ausstattung des
Laien-Dilettanten der Zeit, der die Mode gewordenen Experimente einer noch halb mystischen
neuen Naturwissenschaft nachexerziert: ein 275 fl teures „groses englisches
Electrum" mit zugehörigen Apparaten und einem „Electrometrum", eine „Accroma-
tische Waage", drei verschiedene Mikroskope, mehrere Perspektive, vier Kompasse,
drei Sonnenuhren, eine galvanische Säule, silberne Zirkel und ebensolches Reißzeug,
Brenngläser, mehrere große und kleine Waagen verschiedener Bauart, auch eine Goldwaage
, eine „Camera obscura, welche zugleich auch zum Mikroskop dienet", eine achromatische
Brille, drei „Chymische Öfen" mit Zubehör, ein „Digestions Öfele", Destillierkolben
, Phiolen, Retorten, ein Filtriergefäß und vier türkische „Butteilen zum
Reiskochen". Dann erscheinen, immer noch unter der Rubrik „Bücher", ein Brustbild
Turennes en terre cuite, eins von Ludwig IX. en bronce, elf kleine Bronzefiguren aus
Herkulaneum, drei „Automaten mit einem dazu gehörigen Mechanischen Tische", ein
„Petrofactum von besonderer Art in einem Futterale" und „eine Kiste voll Mineral
Steine aus dem Karls Bad".

Garderobe

In 74 Einzelposten ist die Garderobe des Kirchenfürsten aufgelistet. 856 fl war die
„Manns-Kleidung" noch wert, ihre detaillierte Vorstellung ist eine modegeschichtliche
Fundgrube. Da waren die teuren, von seinen Bildnissen bekannten „roth scharlache-
nen" Soutanen, Camails (Bischofsmäntelchen mit Kappe), Birette und Mäntel des hohen
geistlichen Herrn. Rot waren auch die Kasimir-Röcke mit goldenen Knöpfen.
Überröcke waren von maus- oder eisenfarbigem Tuch, von grün meliertem Biber oder
für den Winter aus wattierter Seide. Die Westen und Gilets waren gefertigt aus verschiedenfarbiger
Seide, geschnittenem Samt oder mit farbigen Blumen gesticktem Kasimir
(Wollenzeug). Die Hosen waren aus rotem Moire (Mohair), Samt, gelber oder
schwarzer Seide. Ein Chapeau-bas-Hut hatte eine „Trossel reich in Gold", eine polnische
Mütze war von meliertem Samt, ein Regenmantel von braunem Wachstaft. Die

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