Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 327
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beste Stück war „ein viersiziger grün lackierter und mit Gold ausgeschlagener innwendig
mit Sammet garnierter, und mit goldenen Borden auch Crepinen verzierter Staatswagen
" ad 1375 fl. Dann hatte Rohan noch einen grünen und einen gelben Reisewagen,
eine gelbe „Caleche ä glaces" (mit Fenstern), einen blauen und einen grünen Postwagen
, eine „Bringue", drei Schlitten und „eine durchgehends vergoldete Sänfte". Zu
der Staatskutsche gehörten sechs Geschirre von weißem, rot ausgeschlagenem Leder,
mit Bronze beschlagen und mit „77 dazugehörigen Drosseln", ferner Kopfgestelle, Gebisse
mit vergoldeten Schilden, 8 goldene Quasten, Kokarden, „Palantinen", rotgold-
seidene „Handhaben" und ebensolche Zügel und Leitseile. Ohne solches Zubehör
konnten auch die anderen Gefährte nicht ausfahren. Die englischen Reitsättel waren
mit weißem Leder gefüttert und hatten übersilberte Steigbügel, die Zäume waren
schwarzledern und mit silbernen Schilden und Schnallen verziert, die Trensen (Halfter)
aus Gold- oder Silberborten, aus blauer, roter oder weißer Wolle. Ein rotsaffianenes
Kopfgestell war mit Kristallsteinen ausgelegt, eine der Schabracken war weißtuchen,
mit Wachstuch gefüttert und mit Seide gestickt; die wollenen Reitdecken waren rot
oder blau oder schwarzweiß bzw. grüngelbweiß gestreift. Dem Fliegenschutz der Rosse
dienten „Mucken-Gärne", aus roten, grünen oder weißen, mit Goldborten verzierten
Garnen gemacht. Man unterschied Kutscher-, Reit-, Post-, Fuhr- und Hundspeitschen.

Die 15,,Fürstlichen Pferde"7waren schon am 9. März vorweg versteigert worden und gingen
ins Inventar nur noch als „baares Geld" (1588 fl 45 Kreuzer) ein. Unter der Aufsicht
von Amtsschultheiß Kollefrath konnte der Anschlag in der Regel um das Doppelte
oder mehr überboten werden (Beilage Nr. 3). Am meisten brachten der „Hans" (231 fl)
und der „Brigadier" (189 fl), die nach Freiburg und Straßburg kamen. General Leval
in Straßburg zahlte 264 fl für „2 grose braune Kutschen Pferde". Der „Diamant", der
„Baigneur", der „Schulz" und der „Obrist" gingen, wie die Stuten, zumeist nach
Straßburg; der Posthalter von Emmendingen erwarb eine gefleckte Stute.

Hausapotheke

Die „Haus Apothecke" des Höchstseligen wurde von dem Ettenheimer Hofapotheker
Joseph Mylius geschätzt (der im übrigen an die Erbmasse Anspruch auf 637 fl für abgegebene
Medizin erhob). Eine „kleine Feldapothecke" aus Mahagoni enthielt 5 „größere
geschliffene Flaschen, deren zwei mit destilliertem Lavendelöl angefüllt sind" und 4
leere Flakons. Solcher destillierten Öle gab es im übrigen Bestand mehrere: Öle aus Ori-
ganum, Rosen, Rosmarin, Pfefferminz, Zimt, Spik-Lavendel und Wacholderbeeren,
aber auch nervenstärkende Auszüge aus Melisse, Schafgarbe, Thymian und drei Flaschen
mit „Hoffmännischen Tropfen". Als Wundsalbe mochten dienen Dachsschmalz
und weißer oder schwarzer „Peruvianischer Balsam"; es gab aber auch Petersilien- und
anderen Balsam. Je drei Pfund Antimon und Salpeter fanden sich vor, Weingeist,
Estragonessig, Mundbalsam und Cayenne-Pfeffer.

Weine

Zum Abschluß geleitet uns die Rubrik Wein und Getränck" in den noch hinreichend
bestückten Weinkeller. Er enthielt (neben einem halben Ohmen gemeinem Tafelwein)
557 Bouteillen guter Gewächse, anregend sortiert: 78 Flaschen Champagner-Wein, 158
Flaschen Tokayer, darunter 18 Flaschen „sehr alten", 55 Flaschen ungarischen süßen
und bitteren Wein, 10 Flaschen „rother Burgunder von der ersten Qualität", 40 Flaschen
„rother Languedocker Wein", außerdem kleine Vorräte von Rheinwein, Steinwein
, Isenburger, Klingeiberger, Muskatwein, „Strohwein" (eine Art Trockenbeerenauslese
), Malaga, Alicante, Tinto, Ziperwein, Malvasier, aber auch verschiedene Likö-

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