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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 334
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geometrische Symbolfigur für die Dreifaltigkeit in vielfältiger Weise und bis
zum letzten Detail konsequent in die Skulptur hineinkomponiert hat. Schon in
der griechischen Philosophie galt die Zahl Drei als Zahl der Vollkommenheit
und Vollendung, und nach der Lehre des Pythagoras ist das Dreieck in seiner
Vollkommenheit ein Bild Gottes.

So taucht dann auch in der christlichen Kunst, insbesondere seit dem Mittelalter
, das Dreieck mit dem Auge Gottes in der Mitte als Sinnbild für den dreifaltigen
und dreieinigen Gott auf. Ganz offensichtlich und klar erkennbar wird
in dem Ettenheimer Dreifaltigkeitsbild durch die Arme von Gottvater und die
ausgebreiteten Flügel der Taube ein Dreieck geformt. Ein zweites Dreieck entsteht
durch die gedachten Verbindungslinien zwischen den Köpfen von Maria,
dem Jesusknaben und dem Nährvater Josef. Setzt man gedanklich das obere
und untere Dreieck zusammen, so wird das entstandene Quadrat durch die
senkrechte Linie, die von Gottvater über die Taube zum Kopf von Christus
führt, erneut in zwei Dreiecke geteilt. Auch durch die etwas unnatürlich angewinkelten
Arme von Josef, dem Kind und Maria werden Dreiecke gebildet.
Selbst der Faltenwurf der Gewänder ordnet sich diesem inhaltlich bestimmten
Konstruktionsprinzip unter. Außerdem wird die Bildtiefe durch diesen
Grundsatz gestaltet, so daß Kopf, Knie und Fuß des Jesusknaben in Verbindung
mit Kopf, Knie und Fuß von Maria und Josef, die beide hinter Jesus stehen
, jeweils neue, in die Tiefe gehende Dreiecke bilden. Daß schließlich der
dreieckige Giebel, der wiederum mit drei Blumenknospen verziert ist, die Darstellung
der Dreifaltigkeit überragt und zudem das gesamte Bildwerk aus dem
Eck-Balken eines Eck-Hauses herausgeschnitzt ist, gibt diesem stilistisch zwar
spätgotischen, inhaltlich aber barocken Kleinod seine kompositorische, von
barocker Spielfreude geschaffene Einheit und Vollendung.

Nach der trockenen, aber für das Verständnis des symbolischen Kompositionsprinzips
notwendigen Darlegung geometrischer Sachverhalte soll der
Blick noch zur Pfarrkirche hochgehen, deren Fertigstellung das Ende barocker
Bautätigkeit in Ettenheim anzeigt. Auch hier begegnet man wieder der
Dreifaltigkeit. Über einer dreiläufigen Treppenkonstruktion erhebt sich die
mächtige Fassade, deren optische und bauliche Gliederung keinesweg zufällig
auf der Zahl Drei und dem Dreieck beruht. Ganz besonders deutlich ist die
Trinitätssymbolik der Fassadengestaltung an den drei übereinander angeordneten
Giebeln zu erkennen, zumal der mittlere Giebel genau die Form eines
gleichseitigen Dreiecks hat und durch die Inschrift „UNI: TRINO" dem dreieinigen
Gott geweiht ist.

Das Bewußtsein allerdings, daß mit der Darstellung der „irdischen Dreifaltigkeit
" inmitten der Stadt und der „himmlischen Dreifaltigkeit" oben an der
Kirchenfassade Ettenheim unter den besonderen Schutz der Dreifaltigkeit gestellt
wurde, ist heute, zweihundert Jahre nach der Konsekration der Pfarrkirche
, weitgehend verlorengegangen.

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