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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
66. Jahresband.1986
Seite: 342
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Der Engländer erwies sich als kunstverständig und kapitalkräftig zugleich, indem
er sich nicht an irgendeinen näherliegenden Kleinmeister, sondern sofort
an einen der berühmtesten Bildhauer seiner Zeit wandte: „Prof. Dannecker,
Ritter des k. Zivilverdienstordens. Wer kennt diesen Namen nicht, der unstreitig
nebst Canova genannt zu werden verdient5." (So charakterisierte ihn, im
Jahr 1809, der Komponist Carl Maria von Weber.) Das Leben und Schaffen
dieses großen Klassizisten, der sich in Paris und Rom gebildet hatte und in
Stuttgart an einsamer, weithin sichtbarer Stelle stand, ist anderswo schon ausführlich
genug beschrieben worden6; aber von dem Auftrag, der, gerade als er
sich auf der Höhe seines Ruhms befand, aus dem fernen Madras an ihn erging
, ist dort nirgends die Rede. Die Zuschreibung des Rastatter Denkmals an
Dannecker ist ein für beide, für Werk und Urheber, bedeutsames Ergebnis
dieser Untersuchung7.

Doch nun zum Denkmal selbst. Man sieht es, wenn man die Rastatter Stadtkirche
verläßt, in einer Rundbogennische unter der Orgelempore, rechts vom
Portal, und übersieht es bei seiner Höhe von wohl fast 5 Metern auch kaum.
Auf einem Sockel aus rotem Stein erhebt sich ein weißes marmornes Tor in vage
orientalisierenden, aber eher islamischen als indischen Formen, die sicherlich
auf die Herkunft des Toten anspielen sollen; verziert ist es, in jeweils beidseitigem
Relief, im unteren Teil mit Leuchtern, im oberen mit Palmzweigen,
in den oberen äußeren Ecken mit Rosetten; darauf ruht dann ein Gesims mit
tropischem Blüten- und Blattwerkfries und eine schwere, mit Eckhörnern versehene
Bekrönung, die in einem Kreuz gipfelt. Dieses Tor dient nun als Rahmen
einer schwarzen Steinplatte, die in ihrem oberen Teil, über der Inschrift,
die folgenden, in Gold applizierten oder reliefierten Sinnbilder zeigt: neun
Sterne umringen eine Schlange, die sich in den Schwanz beißt, und die selber
wieder die Umrahmung eines Schmetterlings ist.

Von den Sternen ist hier weiter nichts zu sagen8. Der Schlangenring hingegen
bedeutet von alters her den endlosen Lauf der Zeit, die Ewigkeit: „Aeternum
signans est Hieroglyphicon9". Schließlich der Schmetterling: „Wer weiß
nicht, daß der Schmetterling das Bild der Seele, und besonders der von dem
Leibe geschiedenen Seele vorstellet10?" So schrieb schon Lessing, und er meinte
damit das schöne ätherische Wesen, in dem, nach ihrem todesstarren Puppenstadium
, die häßliche, erdgebundene Raupe verwandelt weiterlebt. In diesen
Bildern wird der Tod, der ihr unmittelbarer Anlaß ist, gleichnishaft überhöht
und überwunden, wird er verstanden als ein Durchgang, ein Tor, dessen
Form das Denkmal als Ganzes ja nicht ohne Grund angenommen hat.

Den unteren, größeren Teil der Platte nimmt die (um eine Mittelachse zentrierte
) Inschrift ein. Sie setzt sich aus schönen, klassisch anmutenden Versalien
zusammen, die in den schwarzen Stein eingetieft und mit Gold ausgelegt
sind, und lautet so:

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